Bericht zur 5. Wissenschaftstagung zum Lernort Bauernhof 2021

Den Lernort Bauernhof erforschen und weiterentwickeln zukunftsfähig, digital und inklusiv

Unter diesem Motto trafen sich vom 05. – 07.10.2021 rund 80 Personen im Bildungs- und Tagungszentrum Ostheide in der Nähe von Lüneburg. Es war die 5.Tagung dieser Art seit 2010, in der innovative Konzepte zum Lernen auf dem Bauernhof aus verschiedenen Ländern vorgestellt und Forschungsergebnisse diskutiert werden.

Eröffnet wurde die Tagung durch Jürgen Krumböhmer aus dem Vorstand des Trägervereins des Bildungs- und Tagungszentrums Ostheide (BTO) als ausrichtender Institution. Anschließend hießen die Organisator*innen der Tagung die Teilnehmenden Willkommen und stellten die ausrichtenden Institutionen kurz vor: die Wissenschaftsinitiative der Bundesarbeitsgemeinschaft Lernort Bauernhof e. V. (BAGLoB), die am BTO ansässige zentrale Kooperationsstelle des landesweiten Bildungsprojekts „Transparenz schaffen – von der Ladentheke bis zum Erzeuger“, die Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik Wien und die Universität Vechta. Dr. Malte Bickel, Heike Delling, Dr. Gabriele Diersen und Prof. Dr. Lara Paschold brachten ihre Freude zum Ausdruck, im Rahmen dieser Präsenzveranstaltung wieder persönlich in den Austausch treten zu können. Einige Vortragende, die eine besonders aufwendige Anreise gehabt hätten, wurden live zugeschaltet.

Den anwesenden Wissenschaftler*innen und Praktiker*innen bot der Kongress drei Hauptvorträge. Prof. Dr. Niko Paech von der Universität Siegen zeigte auf der Grundlage einer wachstumskritischen Situationsanalyse, Bewirtschaftungsansätze zur notwendigen Transformation in der Landwirtschaft. Hierbei wies er die solidarische Landwirtschaft als vielversprechenden Ansatz aus, bei dem aus passiven Konsument*innen aktive Prosument*innen werden, die in direktem Kontakt und auf Augenhöhe mit den Landwirt*innen gestalten. Der Lernort Bauernhof kann insbesondere durch die Bildungsarbeit an Reallaboren nachhaltiger Landwirtschaft bedeutende Beiträge leisten. Prof. Dr. Heike Molitor von der Hochschule in Eberswalde erläuterte, wie Bildung für Nachhaltige Entwicklung am Lernort Bauernhof im Kontext der 17 Nachhaltigkeitsziele umgesetzt werden kann. Mit dem Vierklang aus „Verstehen – Beurteilen – Verändern – Handeln“ verwies sie auf die notwendigen Schritte und den Ansatz der Gestaltungskompetenz. „Der Lernort Bauernhof bietet hervorragende Rahmenbedingungen für die Implementation und Gestaltung von BNE. Die Zeit ist reif!“, so ihr Fazit. Einen Überblick über die Entwicklungen am Lernort Bauernhof in den Ländern Österreich und Schweiz vermittelte Dr. Dorit van Meel, die von der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik in Wien angereist war.

Zahlreiche Kurzvorträge, abgehalten in parallel verlaufenden Strängen, zeigten ein sehr vielfältiges Bild aktueller Forschungsarbeiten. Zehn Workshops luden ein, spezifische Konzepte und Vorgehensweisen kennen zu lernen und selbst zu testen. Am Exkursionstag ging es zudem „Raus auf den Bauernhof“, um an drei ausgewählten Orten Praxiseinblicke zu sammeln.

Auf der abschließenden Podiumsdiskussion reflektierten die Organisator*innen und Teilnehmenden gemeinsam ihre Einblicke und Eindrücke. Der Lernort Bauernhof bleibt ein faszinierender Forschungsgegenstand und ein Anziehungspunkt für Lernende jeder Altersstufe. Die Vielfalt der Angebote nimmt weiterhin zu und durch die Corona-Pandemie sind zahlreiche digitale Angebote und Ergänzungen entwickelt worden. Entlang der großen Querschnittsthemen des Bildungsdiskurses finden wir zudem zielgerichtete Beiträge für die Bildung für nachhaltige Entwicklung und die Transformation der Landwirtschaft. Neben bereits etablierten Bildungsangeboten werden zunehmend Veranstaltungen zu neuen Produktions- und Organisationsformen wie Urban Gardening, bioökonomischen Verfahren und solidarischer Landwirtschaft entwickelt.

Sehr deutlich wurde erneut die etablierte enge Zusammenarbeit aus Forschung und Praxis. Sie trägt zur erfolgreichen Entwicklung des Lernorts Bauernhof entscheidend bei.

Die Wissenschaftsinitiative der BAGLoB e.V.
Dr. Malte Bickel, Heike Delli ng, Dr. Gabriele Diersen, Prof. Dr. Lara Paschold

Programm 5. Wissenschaftstagung 2021 zum Download

Beiträge

Bildung für nachhaltige Entwicklung am Lernort Bauernhof im Kontext der 17 Nachhaltigkeitsziele
Prof. Heike Molitor, Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde

Nachhaltigkeit reloaded: Die Landwirtschaft vom Wachstumswahn befreien
apl. Prof. Dr. Niko Paech Universität Siegen

5. Wissenschaftstagung zum Lernort Bauernhof 2021

Den Lernort Bauernhof erforschen und weiterentwickeln zukunftsfähig, digital und inklusiv

Vom 5. bis 7. Oktober 2021 findet im  Bildungs- und Tagungszentrum Ostheide in 21397 Barendorf (NDS) die 5. Wissenschaftstagung zum Lernort Bauernhof statt.

Call for papers
Bitte senden Sie ein Abstract mit max. 7.000 Zeichen inkl. Leerzeichen , welches Ihr Vorhaben erläutert (Vorschläge für Vorträge, Workshops o.a.m.) bis zum 30.04.2021 per Mail an wissenschaft@baglob.de. Das Abstract sollte Problemstellung, Ziele, Methodik und Ergebnisse der Arbeit klar umreißen. Die Veröffentlichung des Tagungsprogramms und die Möglichkeit zur Anmeldung zur Tagung erfolgt ab dem 15.07.2021

Der Bauernhof wurde in den letzten Jahrzehnten in Europa und insbesondere in Deutschland als außerschulischer Lernort mit vielen Facetten entdeckt und es wurden unterschiedlichste Bildungsangebote entwickelt. Auch im außereuropäischen Ausland wie beispielsweise in den USA haben sich vergleichbare Entwicklungen entfaltet. Für Kinder und Jugendliche jeder Altersstufe finden sich heute pädagogische formale und non formale sowie zunehmend ebenfalls therapeutische Angebote. Bauernhöfe an Schulen, Bauernhöfe als Schulen, Bauernhöfe als Schullandheime sowie Bauernhöfe als außerschulische Bildungsanbieter und Therapiezentren haben sich rasant in Quantität und Qualität entwickelt.

Entlang der großen Querschnittsthemen des Bildungsdiskurses diskutieren wir über die nachhaltige Entwicklung und Transformation der Landwirtschaft und arbeiten an Formen der Digitalisierung und des inklusiven Lernens. Klimaschutzbewegungen sowie neue Produktions und Organisationsformen wie Urban Gardening, bioökonomische Verfahren und solidarische Landwirtschaft setzen Impulse für die Bildungsarbeit auf dem Lernort Bauernhof.

Die etablierte enge Zusammenarbeit von Forschenden und Praktiker*innen trägt zur erfolgreichen Entwicklung des Lernorts Bauernhof entscheidend bei. Daher möchten wir mit der Tagung erneut alle Interessierten aus Forschung und Praxis anregen, sich an dem inter disziplinären , internationalen Forschungsdiskurs zu beteiligen. Angesprochen sind im Einzelnen fachwissenschaftliche Disziplinen mit Bezug zur Landwirtschaft, die Fachdidaktik en unterschiedlichster Fächer als auch Vertreter*innen außerschulischer Bildungseinrichtungen, die sich forschungsbasiert weiterentwickeln und dabei spezifische Erfahrungen gesammelt haben. Aus Ihren Einsendungen werden wir ein strukturiertes Programm entwickeln. Programm entwickeln. Zudem laden Exkursionen dazu ein , innovative Beispiele landwirtschaftlicher Produktion und der Bildungsarbeit auf dem Lernort Bauernhof vor Ort kennen zu lernen.

Wir freuen uns auf Ihre Beiträge und eine erfolgreiche fünfte Wissenschaftstagung Lernort Bauernhof im Oktober 2021 in Barendorf!

Ihre Wissenschaftsinitiative der BAGLoB e.V.
Dr. Malte Bickel, Heike Delli ng, Dr. Gabriele Diersen, Prof. Dr. Lara Paschold

Einladung und Call for Papers zum Download

Call for papers
Bitte senden Sie ein Abstract mit max. 7.000 Zeichen inkl. Leerzeichen , welches Ihr Vorhaben erläu tert (Vorschläge für Vorträge, Workshops o.a.m.) bis zum 30.04.2021 per Mail an wissenschaft@baglob.de. Das Abstract sollte Problemstellung, Ziele, Methodik und Ergebnisse der Arbeit klar umreißen. Die Veröffentlichung des Tagungsprogramms und die Möglichkeit zur Anmeldung zur Tagung erfolgt ab dem 15.07.2021

BAGLoB-Bundestagung Lernort Bauernhof 2021

Die von der BAGLoB veranstaltete Bundestagung Lernort Bauernhof findet vom 12. bis 14. März 2021 online statt. Unter dem Titel “Best-of-BuTa“ werden aus dem geplanten Tagungsprogramm verschiedene Beiträge online angeboten.

Weitere Infos folgen.

Abgesagt: Bundestagung 2021 findet nicht statt Trotzdem: ein vielfältiges Seminar- und Workshop-Angebot für 2021

[vc_row][vc_column][vc_column_text css=”.vc_custom_1599823361510{margin-bottom: 0px !important;}”]Die jährlich stattfindende Bundestagung der Bundesarbeitsgemeinschaft Lernort Bauernhof e.V. (BAGLoB) ist die vielfältigste überregionale Bildungsveranstaltung zum Lernort Bauernhof in Deutschland. Ihre nationale und internationale Bedeutung führt regelmäßig zu einer großen Nachfrage. Die im kommenden Jahr geplante und schon im Detail vorbereitete Tagung findet n i c h t statt.

Der Vorstand hat gemeinsam mit dem Vorbereitungsteam diese schwere Entscheidung getroffen. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie und die damit verbundenen Vorsichtsmaßnahmen erlauben keine verantwortungsvolle Durchführung der Bundestagung. Der Vorstand bedauert die Absage dieser Tagung sehr.

In seiner jüngsten Vorstandssitzung hat der Vorstand eine Vielzahl von kleineren, dezentralen Veranstaltungen auf den Weg gebracht. Somit kann die BAGLoB ihren Mitgliedern und der interessierten Öffentlichkeit trotz der abgesagten Bundestagung ein vielfältiges Bildungs- und Informationsangebot machen. Die BAGLoB gestaltet Angebote als Präsenzveranstaltungen ebenso, wie Online- und Hybridformate. Darunter sind Lehrerfortbildungen am Lernort Bauernhof, Veranstaltungen zum Bauernhofkindergarten und zur Bauernhof-Schule, die Wissenschaftstagung zum Lernort Bauernhof. Das Programm startet mit „Best-of-BuTa“ (12.-14. März), verschiedenen Online-Angeboten aus dem geplanten Programm der Bundestagung 2021. Hier arbeitet das Organisationsteam aktuell an der Umformatierung von Offline- zu Online-Angeboten. Weitere Veranstaltungen sind in Klärungsphase, so dass sich Mitglieder und Interessierte auf weitere spannende, wie attraktive Seminare und Workshops freuen können.

Stattfinden wird im Jahr 2021 in jedem Fall die Mitgliederversammlung, die von März in den Herbst hinein verschoben wird. Aktuell findet hierzu die Terminabstimmung statt. Coronabedingt ist es möglich, eine Mitgliederversammlung mit Vorstandswahlen in einer Hybridversion anzubieten. So haben Mitglieder wahlweise die Möglichkeit der Online-Teilnahme, können aber auch persönlich präsent sein. Ort und Termin werden noch bekanntgegeben.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]

BUTA2020: Der Lernort Bauernhof als Vorreiter in der Transformation von Agrar und Bildung

Bundestagung Lernort Bauernhof 2020 in Stapelfeld mit praxistauglichen Informationen, Handlungsempfehlungen und Beispiele für die Arbeit

 „Wert und Wertschätzung haben sich entkoppelt“, sagt Ralf Wolkenhauer in seiner Eingangsrede zur „Bundestagung Lernort Bauernhof 2020“. Dem Lernort Bauernhof komme eine besondere Rolle zu, um der „Ferne der Gesellschaft von der landwirtschaftlichen Praxis“ etwas entgegenzusetzen, sagt der Ministerialdirigent aus dem Bundesministerium Ernährung und Landwirtschaft  Zur Bundestagung 2020 der Bundesarbeitsgemeinschaft Lernort Bauernhof (BAGLoB e.V.) kamen am ersten Märzwochenende mehr als 240 Teilnehmende aus 15 Bundesländern und dem Ausland nach Stapelfeld bei Cloppenburg. Drei Tage tagten die Teilnehmenden in der Katholischen Akademie. Eine eng getaktete Veranstaltung aus Vorträgen, Exkursionen und Workshops zu bildungspolitischen und agrarpolitischen Themen. Im Mittelpunkt standen praxistaugliche Informationen, Handlungsempfehlungen und Beispiele für die Arbeit auf dem Lernort Bauernhof.

Landwirtschaft in einer Welt voller Widersprüche

„Die Landwirtschaft ist in Bewegung“, sagt Ralf Wolkenhauer in seiner Eingangsrede zur Bundestagung Lernort Bauernhof. Zuständig für die Ländliche Entwicklung im Bundesministerium Ernährung und Landwirtschaft verortet er die „Landwirtschaft in einer Welt voller Widersprüche“. Umso mehr freue er sich, dass die Bundestagung der BAGLoB allen Positionen innerhalb und außerhalb der Landwirtschaft ein Forum des gemeinsamen Dialogs und Lernens biete. Für das Bundesministerium bedeute der Lernort Bauernhof auch einen Beitrag zur ländlichen Entwicklung, sei aber auch ein wichtiger Partner in der deutschen Bildungslandschaft. Diese besondere Rolle des Lernortes Bauernhof bietet aus Sicht von Ralf Wolkenhauer auch die Möglichkeit für das Ministerium, diese Bildungsarbeit fördernd zu unterstützen. Das Ministerium wolle Dialogveranstaltungen starten, in denen „Landwirtschaft, Verbraucher und Naturschutz lernen, in einen zuhörenden Dialog zu treten“. Ein Vorbild seien die jährlichen Bundestagungen der BAGLoB, in denen seit vielen Jahren dieser Dialog für „ein neues Miteinander und nicht Jeder gegen Jeden“ praktiziert wird.

Lernort Bauernhof bietet Mehrwert im Bildungsbereich

„Zu den Bildungsaufgaben der Schulen gehört auch die Begegnung mit der realen Welt. Der außerschulische Lernort ist dabei unüberbietbar“, sagt Wolkenhauer. Der Lernort Bauernhof biete „ein Forum für Begegnung verschiedener Interessengruppen“. Und weil „Lernen nicht einfach nur stattfindet, weil man sich auf einem landwirtschaftlichen Betrieb einfindet“, so Wolkenhauer, biete der „ganzheitliche Kontext des Lernortes Bauernhof hier den Mehrwert im Bildungsbereich“.

Mit dem Vortrag von Ralf Wolkenhauer begann am Freitag das Abendprogramm. Schon zuvor startete die Bundestagung Lernort Bauernhof mit dem Vorprogramm am Nachmittag, zu dem in diesem Jahr schon mehr als 150 Teilnehmende nach Stapelfeld kamen. Die Themen des Vorprogramms beschäftigen die Lernorte intensiv: Datenschutz, Kalkulation und Geschäftsmodell „Lernort Bauernhof“ gehörten ebenso dazu, wie der Vortrag von Jan Freese von der Deutschen Vernetzungsstelle ländliche Räume in der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung: er zeigte Wege auf, wie der Lernort Bauernhof in das Förderprogramm Europäische Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) verankert werden könne.

Den Schülerinnen und Schülern mehr Räume für Engagement und Selbstwirksamkeit

Das außerschulische Lernen auf dem Bauernhof griff auch Dr. Marie Bludau auf, sie ist zuständige Referentin für Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) im Niedersächsischen Kultusministerium. Dr. Marie Bludau mache „eine starke Veränderung im Bildungsdiskurs aus. Wir dürfen über eine Haltungsänderung in Schulen reden“, und fordert mehr „Räume für Schülerinnen und Schüler für Engagement und Selbstwirksamkeit“. Dem Lernort Bauernhof komme in diesem Zusammenhang eine besondere Bedeutung zu. „Globale Herausforderungen werden plötzlich lokal. In Gesellschaft und Schule wächst das Engagement und trifft auf traditionelles Schulverständnis“, so die Vertreterin des Kultusministeriums aus Hannover. Ihre Forderung an die Schulen: eine stärkere „Entwicklung von Kindern und Jugendlichen zu mündigen Menschen. Kinder und Jugendliche sollen Kompetenzen zur Gestaltung entwickeln. Hier kommt der Lernort Bauernhof ins Spiel“, sagt Dr. Marie Bludau. In diesem Entwicklungsprozess von Schulen sei der Lernort Bauernhof besonders wichtig. Kooperationen seien für die Öffnung von Schulen „unumgänglich“. Zu den Entwicklungen im Niedersächsischen Kultusministerium in Bezug auf den Lernort Bauernhof berichtete zum Abschluss der Tagung dann Margret Rasfeld von der Initiative „Schule im Aufbruch“. Sie steht im engen Austausch mit Kultusminister Grant Hendrik Tonne.

Bundesarbeitsgemeinschaft Lernort Bauernhof ist ausgezeichnetes Projekt der „UN-Dekade Biologische Vielfalt“

“]BNE-Referentin Dr. Marie Bludau überraschte die Teilnehmenden im Auditorium mit einer Auszeichnung für die BAGLoB: „Die Bundesarbeitsgemeinschaft Lernort Bauernhof e. V. teilt die Vision, allen Menschen Bildungschancen zu eröffnen, die es ermöglichen, sich Wissen und Werte anzueignen sowie Verhaltensweisen und Lebensstile zu erlernen, die für eine positive gesellschaftliche Veränderung und eine lebenswerte Zukunft erforderlich sind. Der Verein vernetzt die vielfältigen Aktivitäten zum Lernen auf dem Bauernhof bundesweit, er informiert, berät, organisiert Fortbildungen und beteiligt sich – auch international – an der wissenschaftlichen Weiterentwicklung des Lernens auf dem Bauernhof“, zitierte Dr. Bludau aus der Laudatio. So überreichte sie den Preis für „Ausgezeichnete Projekte und Beiträge der UN-Dekade Biologische Vielfalt“ an Hans-Joachim Meyer zum Felde (Vorsitzender der BAGLoB) und Heike Delling (stellv. Vorsitzende der BAGLoB). „Die BAGLoB e.V. bildet den Rahmen, koordiniert das Netzwerk und fördert die Bildungsarbeit“, sagt Hans-Joachim Meyer zum Felde. Diese Auszeichnung bekomme die BAGLoB, weil die Lernorte eine bedeutende Arbeit im Sinne der Bildung für Nachhaltige Entwicklung leisteten. Somit sei diese Auszeichnung eine Wertschätzung für alle Lernorte, so der Vorsitzende.

Wie es gelingt, die in der Laudatio dargestellte Arbeit auf dem Lernort Bauernhof umzusetzen, beschrieben am Samstagmorgen Axel Unger und Claudia Eicke-Schäfer vom Internationalen Schulbauernhof Hardegsen bei Göttingen. Unter dem Titel „Im Gespräch über Zäune hinweg“ erklärten die beiden „Schulbauern“, wie sie die Grenzen und Zäune „in den Köpfen“ überwinden. Der Dialog zwischen konventionell, ökologisch wirtschaftenden, den klein- und großstrukturierten Betrieben sei auf Grundlage der Bildungsarbeit möglich. Ideologische Positionen spielten kaum noch eine Rolle, wenn man sich auf die Bildungsaufgabe fokussiere. Voraussetzung für jeden Lernort sei es, sich zu öffnen. Lernort Bauernhof kann schließlich nur derjenige sein, der sich den Schülerinnen und Schülern stelle. Das leuchtet ein und fördert die Bereitschaft sich mit seiner eigenen Arbeit auseinander zu setze.

Praxisbeispiele, Handlungsempfehlungen und Informationen in Workshops und Exkursionen

Wie das in der praktischen Arbeit aussehen kann, das erfuhren die Teilnehmenden an einer der Exkursionen am Samstagnachmittag. Neben zahlreichen Workshops in der Akademie zu verschiedensten Themen des Lernortes, ging es auch raus zu Lernorten in der Umgebung. So fuhr eine Gruppe zum Hof von Bauer Jürgen Herzog in Lohne. Ein klassischer bäuerlicher Betrieb – auf den ersten Blick. „Woher kommt mein Frühstücksei?“ Dieser Frage ging Bauer Jürgen Herzog mit 20 Teilnehmenden nach. „Das mache ich auch alles mit den Schülerinnen und Schülern die uns besuchen“, antwortet Jürgen Herzog auf die Frage, ob die Gruppe jetzt einen „Extrablick“ in den Stall bekäme. Jürgen Herzog ist Bauer mit Leib und Seele. Norddeutsch direkt und klar in der Ansage. Die Teilnehmenden sind in blauen Ganzkörperanzügen gekleidet, überqueren die Desinfektionsmatte und versammeln sich um die Sortiermaschine. 11.400 Eier sortiert Jürgen Herzog hier jeden Tag – mit familiärer Unterstützung. 12.000 Hühner leben im Stall nebenan. Jürgen Herzog erklärt: das Ei, wie groß und vor allem wie schwer es sein darf für die Vermarktung, er beschriebt das Huhn am lebenden Objekt, und zeigt auch ein totes Huhn: „Tod gehört auf dem Hof zum Leben dazu“ sagt er und fügt hinzu, „das passiert nun mal“ und das sollen auch die Schülerinnen und Schüler wissen. Hinter der Stalltür begrüßen die Hühner neugierig ihre Besucher. Neugier auf beiden Seiten. Erstaunt sind die Besucher: keines der Bilder im Kopf der Gäste deckt sich mit dem, was sie sehen. Gepflegte, saubere, gesunde Tiere. Bauer Herzog erklärt, wie das so funktioniert im Hühnerstall: Hierarchien, Abläufe, Fütterung, Eiablage – und was passiert, wenn die Hühner „alt“ sind und nicht mehr genug Eier legen. Wenn die Legekapazität unter 60 Prozent fällt, sei es nicht mehr wirtschaftlich. Dann werden die Hühner ausgetauscht. Die Hühner, die die Teilnehmenden jetzt sehen, werden in einigen Monaten geschlachtet werden. „So etwas sollen auch die Kinder wissen“, sagt Herzog. Das gehöre dazu, wenn man wissen will „woher kommt das Frühstücksei“. Hier können sich Schülerinnen und Schüler eine Meinung bilden. Jürgen Herzog sagt nicht, ob die eine oder andere Haltungsmethode besser ist. Er zeigt nur das, was und wie er es macht. Ein Lernort Bauernhof eben.

Die Teilnehmenden der Bundestagung Lernort Bauernhof nehmen aus allen Workshops, Exkursionen und Vorträgen praktische Impulse für ihre Arbeit mit. Aus den Vorträgen gewinnen sie starke Argumente für ihre Arbeit auf dem Lernort Bauernhof. Sie erfahren, dass sie schon ein bedeutender Teil der Transformation sind oder wie sie es werden können.

Transformation der Gesellschaft in Zeiten des Klimawandels

Die Transformation der Gesellschaft in Zeiten des Klimawandels ist das Vortragsthema von Prof. Dr. Dr. Felix Ekardt. Der Jurist, Philosoph und Soziologe aus Leipzig beschrieb in seinem Vortrag, wie sich das Bewusstsein des Menschen verändert und verändern lässt. Der Jurist orientiert sich zwar an den globalen UN-Zielen zur Nachhaltigkeit, rechtlich spielten sie aber keine Rolle, weil sie nicht rechtsverbindlich seien. Er geht von den rechtlich verbrieften Zielen aus dem Pariser Klimaabkommen aus. Insgesamt „verheerend“ seien die Ziele. Doch für den Juristen besonders interessant ist Artikel 2 Abs. 1 des Pariser Abkommens, in dem sich die Länder auf die Beschränkung der Erderwärmung einigen. Dieses Ziel, so der Jurist, sei einklagbar und rechtlich bindend für alle unterzeichnenden Länder. Davon ausgehend könne laut Prof. Dr. Dr. Felix Ekardt nur die Folge abgeleitet werden „null fossile Brennstoffe und ein radikal verringerter Fleischkonsum“ und zwar „sofort“. Das Publikum im Forum der katholischen Akademie hört gebannt und still zu. Der Wissenschaftler zeigt auf, wie sich Bewusstsein bei Menschen bildet. Die aus dem Klimawandel resultierenden Maßnahmen seien radikal und beträfen jeden Menschen. Theoretisch sei ein sofortiger Ausstieg aus fossilen Brennstoffen nicht möglich und der Fleischkonsum könne nicht sofort auf das nötige Maß reduziert werden. „Wir müssen uns verändern – und wir können das auch“ sagt der Professor. Erleichterung im Publikum. Ein „Weiterso“ sei allerdings ausgeschlossen. Der langanhaltende Applaus zeigt die Zustimmung zu Dr. Ekardts Theorien und Prognosen.

Man muss eine Vision haben, dann kann man auch etwas bewegen

Zum Abschluss der Bundestagung Lernort Bauernhof 2020 berichtet Margret Rasfeld aus ihrer Arbeit und aus den Entwicklungen in Zusammenarbeit mit dem Niedersächsischen Kultusministerium. Margret Rasfeld gilt in Deutschland als Vorreiterin, wenn es darum geht Schule anders zu denken. Margret Rasfeld war bis zu ihrer Pensionierung Schulleiterin der Evangelischen Schule Berlin Zentrum, sie ist Mitbegründerin der Initiative ‚Schule im Aufbruch‘, Buchautorin und aktive Bildungsinnovatorin. Ihre Vision ist eine wertschätzende Lernkultur, die zu Gemeinsinn und Verantwortung, Kreativität und Unternehmergeist inspiriert und befähigt. „Man muss eine Vision haben, dann kann man auch etwas bewegen“, ruft sie ihrem Publikum am letzten Tag der Bundestagung Lernort Bauernhof 2020 zu. „Meine aktuelle Mission ist der „Frei-Day für den Lebensbereich Zukunft“.

Naturerfahrungen kann man nicht aus Büchern lernen

Die Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) fordere „einen Paradigmenwechsel, eine transformative Bildung und innovative Lernformate“, sagt Margret Rasfeld und fügt aus eigener Erfahrung hinzu: „Mit der Schul- und Universitätsausbildung, die wir heute haben, werden wir die Transformation nicht schaffen.“ Sie identifiziert den Lernort Bauernhof als den Lernort, der den Anforderungen der UNESCO aus dem Aktionsprogramm Bildung für Nachhaltige (BNE) Entwicklung entspräche. Denn: „Naturerfahrungen kann man nicht aus Büchern lernen. Und wer keine Beziehung zur Natur aufbaut, wird sie nicht schützen.“ Ihre Analyse des Bildungssystems, der Situation an den Schulen in Deutschland und ihren daraus entwickelten Bezug zum Lernort Bauernhof begeistert das Publikum. Der Lernort Bauernhof stehe auch im Fokus ihrer Initiative „Frei-Day für den Lebensbereich Zukunft“, zu der sie in intensiven Gesprächen mit dem Niedersächsischen Kultusministerium stehe. Darin gehe es um die Möglichkeit für Schulen, einmal in der Woche an einem freien Schultagvormittag – vier Stunden – Schülerinnen und Schülern den Raum zu geben, sich mit Zukunftsthemen zu befassen. „Am besten raus zum Lernort Bauernhof“, fügt die Pädagogin hinzu. Schließlich stelle der Lernort Bauernhof den idealen Lernort für einen transformativen Prozess dar.

Bundestagung 2019: Der Lernort Bauernhof und die „neuen“ Medien

Wenn Bäuerinnen und Bauern mit dem Smartphone auf „Schnitzeljagd“ gehen, dann nehmen sie an einem Workshop der Bundesarbeitsgemeinschaft Lernort Bauernhof (BAGLoB e.V.) teil. Mit pädagogischen Angeboten für Schülerinnen und Schüler reagieren immer mehr Bauernhöfe in Deutschland auf die steigende Nachfrage nach außerschulischen Lernorten in der Landwirtschaft. Die Bundestagung der BAGLoB bietet einmal im Jahr das deutschlandweit größte Forum für Landwirtinnen und Landwirte zum Lernort Bauernhof. In diesem Jahr fand die Tagung zum ersten Mal in Baden-Württemberg statt.

„In diesem Jahr haben wir uns intensiv mit dem Einsatz neuer Medien auf dem Lernort Bauernhof beschäftigt“, sagt Hans-Joachim Meyer zum Felde. Der Vorsitzende der BAGLoB unterstreicht damit die Möglichkeit, dass „das Erleben mit allen Sinnen auf dem Bauernhof“ sehr gut mit den digitalen Medien verknüpft werden kann. Mit dem Einsatz von Smartphones, Tabletts, Apps und GPS-Anwendungen schafften die Landwirtinnen und Landwirte ein niederschwelliges Angebot vor allem für Jugendliche der Sekundarstufe I und II. Der Einsatz solle das naturnahe Erlebnis nicht ersetzen, sondern ergänzen. Wichtig sei es, so Meyer zum Felde, dass sich die Schülerinnen und Schüler „ein eigenes Bild von der Vielfalt in der Landwirtschaft machen können“. Orientierung bietet den Lernorten das UNESCO-Aktionsprogramm Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE). Dozent für den Einsatz neuer Medien auf dem Lernort Bauernhof war Prof. Dr. Steffen Schaal, Biologie- und Erziehungswissenschaftler mit Schwerpunkt Erlebnispädagogik an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg.

Drei Tage lang trafen sich Landwirtinnen und Landwirte aus ganz Deutschland, aus Südtirol, der Schweiz und Österreich im Forum Hohenwart in Pforzheim, um gemeinsam in Vorträgen und Workshops an der „methodischen und didaktischen Qualität der pädagogischen Angebote auf dem Lernort Bauernhof zu arbeiten“, sagt Meyer zum Felde. Besonders wichtig ist dem Vorsitzenden der BAGLoB „die Möglichkeit, dass sich Bäuerinnen und Bauern bei der Bundestagung Lernort Bauernhof zum Austausch und Netzwerken treffen können“. Mehr Informationen: Hier klicken

Rückblick Bundestagung Lernort Bauernhof 2018

Bundestagung Lernort Bauernhof macht erstmals Station in Bayern

Minister Brunner nennt den Lernort Bauernhof „einen Renner“

Vom 2. bis 4. März 2018 reisten 240 Teilnehmende aus ganz Deutschland nach Oberelsbach in Franken, um sich bei der jährlich stattfindenden Bundestagung Lernort Bauernhof über das Lernen auf dem Bauernhof zu informieren und auszutauschen.

Veranstalter der Tagung ist die Bundesarbeitsgemeinschaft Lernort Bauernhof, kurz BAGLoB, die gemeinsam mit dem Forum Lernort Bauernhof die Tagung organisiert. Bereits zum 15. Mal fand die Tagung statt – dieses Jahr erstmals in Bayern. Unterstützt wurde die Tagung vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sowie von der Zukunftsstiftung Landwirtschaft. Staatsminister Helmut Brunner bekräftigte die Bedeutung vom Lernort Bauernhof. “Schüler sammeln auf den Höfen wertvolle Erfahrungen, die sie zu verantwortlichem Handeln

Staatminister Brunner

befähigen.” In Bayern besuchten im Projekt „Erlebnis Bauernhof“ bereits rund 175.000 Schüler einen landwirtschaftlichen Betrieb. “Es bleibt im Kopf und Herz, wenn ein Kind den Bauernhof mit allen Sinnen erlebt hat”, so der Staatsminister weiter.

Der Dialog mit der Gesellschaft wird immer bedeutsamer, da immer weniger Menschen direkt mit der Landwirtschaft in Berührung kommen. Die Angebote auf den Höfen sowie die Tagung leisten hierzu einen wichtigen Beitrag. Neben dem Dialog ist es der BAGLoB ein Anliegen, dass die Bauernhöfe in regionale Strukturen eingebunden sind. Entsprechend war die diesjährige Tagung ausgerichtet. Durch die hervorragende Unterstützung der Umweltbildungsstätte Oberelsbach konnten verschiedene regionale Akteure wie z.B. Bio-Bäuerin Daniela Mültner aus Nordheim vor der Rhön für das Programm gewonnen werden und bei der Verpflegung wurde auf regionale Erzeugnisse geachtet.

Auf dem dreitägigen Programm standen Workshops, Vorträge und Netzwerktreffen rund um das Lernen auf dem Bauernhof. “Wir sind stolz, dass jedes Jahr so viele Personen zusammenkommen, die im Lernfeld Landwirtschaft tätig sind. Es ist wie eine große Familie”, beschreibt Hans-Joachim Meyer zum Felde, 1. Vorsitzender der BAGLoB, die Stimmung der Bundestagung.

Im Anschluss an die Grußworte des Ministers und Vorstellungen der Gemeinde Oberelsbach, des Biosphärenreservates Rhön sowie der Umweltbildungsstätte machte Heike Delling in Ihrem Vortrag klar, dass der Lernort Bauernhof der richtige Ort ist, um das Thema Tierwohl für Laien konkret greifbar darzustellen und ergebnisoffen zu diskutieren.

Käse machen mit dem Schmalzmüller (Foto: Thale Alfs)

Der Samstag war geprägt von Workshops, Exkursionen und Mitmach-Programmen zu verschiedenen Themen. Unter anderem bot das Wissenschaftsforum jungen Wissenschaftler*innen die Gelegenheit, ihre Studien zum Lernort Bauernhof vorzustellen. Im Themenblock „Berufe finden“ stellte Vicky Behnisch aus Sachsen ein Projekt vor, dass 50 unbegleitete minderjährige Ausländer*innen an die Grünen Berufen herangeführt hat. Dr. Gabriele Diersen und Esther Barth vom Kompetenzzentrum Regionales Lernen der Universität Vechta stellten das Thema „Berufsorientierung – ein Thema für die Sekundarstufe“ vor. „Die Verknüpfung der Berufsorientierung mit dem Lernort Bauernhof ist insbesondere für die Landwirtschaft ein großer Vorteil gegenüber anderen Branchen, weil die Jugendlichen die Berufe hautnah erleben können“, erläuterte Diersen.

Praktisch ging es unter anderem im Workshop “Käse machen” zu. Fritz König von der Schmalzmühle in Röckingen verarbeitete mit den Teilnehmern seines Workshops Milch zu Käse. Bei einer Exkursion zu einem umliegenden Bauernhof wurde ein Bauernhof-Krimi direkt vor Ort erlebt. Bei einer Expertenrunde trafen sich langjährige Akteure zum Austausch über ihre Herausforderungen denen sie konfrontiert sind durch eine steigende Nachfrage und zunehmenden Vorschriften.

Am Abend trafen sich Akteure der jeweiligen Bundesländer, um sich über die Initiativen zum Lernort Bauernhof in den jeweiligen Bundesländern auszutauschen und zu vernetzen. “Uns ist wichtig, dass die Teilnehmer gute Netzwerke gründen und intensivieren”, sagt Heike Delling, die die Teilnehmenden durch die Tagung führte.

Nach dem Vortrag am Sonntag über das Forschende Lernen auf dem Bauernhof in der Schweiz und einer Betriebsvorstellung endete Hans-Joachim Meyer zum Felde mit den zukunftsweisenden Worten „Die Bewegung geht weiter!” und lud zur nächsten Bundestagung vom 8. bis 10. Februar 2019 nach Baden-Württemberg ein.

>> Programm Bundestagung Lernort Bauernhof 2018

>> Impressionen auf instagram

Wissenschaftstagung zum Lernort Bauernhof 2017

3. Tagung der Wissenschaftsinitiative zum Lernort Bauernhof

14.-16. November 2017 in Rauischholzhausen

Mit dem Ziel durch den gemeinsamen Dialog, Impulse zur Weiterentwicklung und Stärkung des Lernortes Bauernhof zu geben, trafen sich internationale Vertreter/innen aus Wissenschaft, Praxis und Beratung vom 14. bis 16. November 2017. Fast 50 Interessierte nahmen an der Veranstaltung im Schloss Rauischholzhausen (Hessen) teil.

Die vom Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen, der hessischen Initiative „Bauernhof als Klassenzimmer“, der Bundesarbeitsgemeinschaft Lernort Bauernhof (BAGLoB) e. V. und dem Kompetenzzentrum Regionales Lernen der Universität Vechta durchgeführte Tagung stieß auf großes Interesse der Teilnehmenden.

Das Programm enthielt einen Mix aus theoretischen Ausführungen, praktischen Einblicken und Zeiten für die Vernetzung der Akteure. Vorträge und Workshops beleuchteten konzeptionelle Ansätze und Forschungsergebnisse zur Wirkungsweise außerschulischen Lernens auf landwirtschaftlichen Betrieben. Wissenschaftler aus Norwegen präsentierten ihre aktuellen Projekte zum Lernort Bauernhof in Tansania und Nepal, die sich durch völlig andere Rahmenbedingungen auszeichnen. In einem weiteren Vortrag wurde von den Bemühungen berichtet, Schulen auf einem Bauernhof zu platzieren, so wie dies in der Kindergartenarbeit seit Jahren erfolgreich Realität ist. Die Anforderungen an die pädagogische Arbeit im Rahmen der Inklusion war ein weiteres Thema. Aktuelle Studien zum Zugang von Kindern und Jugendlichen zur Natur zeigen, dass das Basiswissen junger Menschen bezüglich Natur und Landwirtschaft in den vergangenen zwei Jahrzehnten stetig sinkt. Die Studien belegen auch das Potential des Lernortes Bauernhof, das Interesse und die Wertschätzung für Natur und Landwirtschaft anzuregen.

Die Teilnehmer zeigten sich begeistert von dem intensiven Austausch zwischen Forschung und Praxis. Die erzielte Vernetzung der vielfältigen Akteure soll zukünftig aufrechterhalten und gestärkt werden.

Die nächste Wissenschaftstagung zum Lernort Bauernhof findet im Jahr 2019 in Wien statt.

 

Die Wissenschaftstagung ist ähnlich wie das Wissenschaftsforum auf den Bundestagungen ein wesentlicher Bestandteil der BAGLoB-Wissenschaftsinitiative. Bei beiden Treffen steht der persönliche Austausch zwischen Vertretern aus Forschung, Praxis und Beratung im Mittelpunkt – das Forum ist dabei eher auf der nationalen Ebene angesiedelt, die Wissenschaftstagung intendiert mehr auf den Austausch auf internationaler Ebene.