BAGLoB für globales Lernen und Bildung für nachhaltige Entwicklung auf den Bauernhof ausgezeichnet

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Ausgezeichneter Beitrag zur positiven gesellschaftlichen Veränderung

[/mk_title_box][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column][vc_column_text css=”.vc_custom_1587377909421{margin-bottom: 0px !important;}”]Kinder, Jugendliche und Erwachsene erfahren auf dem Lernort Bauernhof die lokalen, regionalen und globalen Zusammenhänge von Gesellschaft und Landwirtschaft. Die Arbeit und die Aktivitäten der Bundesarbeitsgemeinschaft wurden im März 2020 als ausgezeichnetes Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt gewürdigt.

Vorbildliche Ideen und Beispiele

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und die Deutsche UNESCO-Kommission (DUK) zeichnen Initiativen aus, die Bildung für nachhaltige Entwicklung ins Zentrum ihrer Arbeit stellen. Ausgezeichnet werden vorbildliche Ideen und Beispiele, wie Bildung für nachhaltige Entwicklung vermittelt werden kann.

Die deutsche UN-Dekade Biologische Vielfalt wird im Auftrag von und in enger Zusammenarbeit mit dem Bundesumweltministerium (BMU) und dem Bundesamt für Naturschutz (BfN) von der Geschäftsstelle der UN-Dekade umgesetzt.

Allen Menschen Bildungschancen zu eröffnen

Dr. Marie Bludau, Referentin für Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) im Niedersächsischen Kultusministerium überreichte diese Auszeichnung für die BAGLoB im Rahmen der Bundestagung Lernort Bauernhof 2020: „Die Bundesarbeitsgemeinschaft Lernort Bauernhof e. V. teilt die Vision, allen Menschen Bildungschancen zu eröffnen, die es ermöglichen, sich Wissen und Werte anzueignen sowie Verhaltensweisen und Lebensstile zu erlernen, die für eine positive gesellschaftliche Veränderung und eine lebenswerte Zukunft erforderlich sind. Der Verein vernetzt die vielfältigen Aktivitäten zum Lernen auf dem Bauernhof bundesweit, er informiert, berät, organisiert Fortbildungen und beteiligt sich – auch international – an der wissenschaftlichen Weiterentwicklung des Lernens auf dem Bauernhof“, zitierte Dr. Bludau aus der Laudatio.

Zusammenhänge zwischen biologischer Vielfalt und Landwirtschaft erleben

Was wächst da eigentlich im Blühstreifen am Feldrand? Woher kommen die Kartoffelkäfer? Was sind alte Sorten und worin besteht der Unterschied zwischen samenfesten und Hybridsorten? Auf dem Lernort Bauernhof können junge Menschen vielfältige Zusammenhänge zwischen biologischer Vielfalt und Landwirtschaft erleben und erfahren. Dabei geht es u.a. um die Art und Weise bzw. Intensität der landwirtschaftlichen Produktion, die die lokale Biodiversität erheblich beeinflusst. Landwirtschaftlich genutzte Flächen sind Lebensräume zahlreicher wildlebender Tier- und Pflanzenarten. Organismen im Boden erfüllen bedeutende Funktionen für den Erhalt der Bodenfruchtbarkeit und die landwirtschaftliche Ertragsfähigkeit.

Hautnah mit den Zusammenhängen auseinanderzusetzen

Nicht nur auf lokaler Ebene, sondern auch im globalen Maßstab zeigt sich, dass Landwirtschaft eine besondere Verantwortung für den Erhalt und den Schutz der biologischen Vielfalt trägt: so haben landwirtschaftliche Aktivitäten einen großen Einfluss auf den anthropogenen Klimawandel, welcher wiederum einer der Hauptverursacher für globale Biodiversitätsverluste ist. Globales Lernen und Bildung für nachhaltige Entwicklung auf einem Bauernhof ermöglichen jungen Menschen, sich hautnah mit den Zusammenhängen zwischen mit Landwirtschaft, Biodiversität und Umweltschutz auseinanderzusetzen und legen die Grundlage, sich selbst für den Schutz der natürlichen Ressourcen und eine lebenswerte Umwelt für zukünftige Generationen einzusetzen.

Wertschätzung für alle Lernorte Bauernhof

So überreichte Dr. Marie Bludau, Referentin für Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) im Niedersächsischen Kultusministerium den Preis für „Ausgezeichnete Projekte und Beiträge der UN-Dekade Biologische Vielfalt“ an Hans-Joachim Meyer zum Felde (Vorsitzender der BAGLoB) und Heike Delling (stellv. Vorsitzende der BAGLoB). „Die BAGLoB e.V. bildet den Rahmen, koordiniert das Netzwerk und fördert die Bildungsarbeit“, sagt Hans-Joachim Meyer zum Felde. Diese Auszeichnung bekomme die BAGLoB, weil die Lernorte eine bedeutende Arbeit im Sinne der Bildung für Nachhaltige Entwicklung leisteten. Somit sei diese Auszeichnung eine Wertschätzung für alle Lernorte, so der Vorsitzende.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column][vc_gallery interval=”3″ images=”3880,3855,3854,3853″ img_size=”medium”][/vc_column][/vc_row]

BUTA2020: Der Lernort Bauernhof als Vorreiter in der Transformation von Agrar und Bildung

Bundestagung Lernort Bauernhof 2020 in Stapelfeld mit praxistauglichen Informationen, Handlungsempfehlungen und Beispiele für die Arbeit

 „Wert und Wertschätzung haben sich entkoppelt“, sagt Ralf Wolkenhauer in seiner Eingangsrede zur „Bundestagung Lernort Bauernhof 2020“. Dem Lernort Bauernhof komme eine besondere Rolle zu, um der „Ferne der Gesellschaft von der landwirtschaftlichen Praxis“ etwas entgegenzusetzen, sagt der Ministerialdirigent aus dem Bundesministerium Ernährung und Landwirtschaft  Zur Bundestagung 2020 der Bundesarbeitsgemeinschaft Lernort Bauernhof (BAGLoB e.V.) kamen am ersten Märzwochenende mehr als 240 Teilnehmende aus 15 Bundesländern und dem Ausland nach Stapelfeld bei Cloppenburg. Drei Tage tagten die Teilnehmenden in der Katholischen Akademie. Eine eng getaktete Veranstaltung aus Vorträgen, Exkursionen und Workshops zu bildungspolitischen und agrarpolitischen Themen. Im Mittelpunkt standen praxistaugliche Informationen, Handlungsempfehlungen und Beispiele für die Arbeit auf dem Lernort Bauernhof.

Landwirtschaft in einer Welt voller Widersprüche

„Die Landwirtschaft ist in Bewegung“, sagt Ralf Wolkenhauer in seiner Eingangsrede zur Bundestagung Lernort Bauernhof. Zuständig für die Ländliche Entwicklung im Bundesministerium Ernährung und Landwirtschaft verortet er die „Landwirtschaft in einer Welt voller Widersprüche“. Umso mehr freue er sich, dass die Bundestagung der BAGLoB allen Positionen innerhalb und außerhalb der Landwirtschaft ein Forum des gemeinsamen Dialogs und Lernens biete. Für das Bundesministerium bedeute der Lernort Bauernhof auch einen Beitrag zur ländlichen Entwicklung, sei aber auch ein wichtiger Partner in der deutschen Bildungslandschaft. Diese besondere Rolle des Lernortes Bauernhof bietet aus Sicht von Ralf Wolkenhauer auch die Möglichkeit für das Ministerium, diese Bildungsarbeit fördernd zu unterstützen. Das Ministerium wolle Dialogveranstaltungen starten, in denen „Landwirtschaft, Verbraucher und Naturschutz lernen, in einen zuhörenden Dialog zu treten“. Ein Vorbild seien die jährlichen Bundestagungen der BAGLoB, in denen seit vielen Jahren dieser Dialog für „ein neues Miteinander und nicht Jeder gegen Jeden“ praktiziert wird.

Lernort Bauernhof bietet Mehrwert im Bildungsbereich

„Zu den Bildungsaufgaben der Schulen gehört auch die Begegnung mit der realen Welt. Der außerschulische Lernort ist dabei unüberbietbar“, sagt Wolkenhauer. Der Lernort Bauernhof biete „ein Forum für Begegnung verschiedener Interessengruppen“. Und weil „Lernen nicht einfach nur stattfindet, weil man sich auf einem landwirtschaftlichen Betrieb einfindet“, so Wolkenhauer, biete der „ganzheitliche Kontext des Lernortes Bauernhof hier den Mehrwert im Bildungsbereich“.

Mit dem Vortrag von Ralf Wolkenhauer begann am Freitag das Abendprogramm. Schon zuvor startete die Bundestagung Lernort Bauernhof mit dem Vorprogramm am Nachmittag, zu dem in diesem Jahr schon mehr als 150 Teilnehmende nach Stapelfeld kamen. Die Themen des Vorprogramms beschäftigen die Lernorte intensiv: Datenschutz, Kalkulation und Geschäftsmodell „Lernort Bauernhof“ gehörten ebenso dazu, wie der Vortrag von Jan Freese von der Deutschen Vernetzungsstelle ländliche Räume in der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung: er zeigte Wege auf, wie der Lernort Bauernhof in das Förderprogramm Europäische Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) verankert werden könne.

Den Schülerinnen und Schülern mehr Räume für Engagement und Selbstwirksamkeit

Das außerschulische Lernen auf dem Bauernhof griff auch Dr. Marie Bludau auf, sie ist zuständige Referentin für Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) im Niedersächsischen Kultusministerium. Dr. Marie Bludau mache „eine starke Veränderung im Bildungsdiskurs aus. Wir dürfen über eine Haltungsänderung in Schulen reden“, und fordert mehr „Räume für Schülerinnen und Schüler für Engagement und Selbstwirksamkeit“. Dem Lernort Bauernhof komme in diesem Zusammenhang eine besondere Bedeutung zu. „Globale Herausforderungen werden plötzlich lokal. In Gesellschaft und Schule wächst das Engagement und trifft auf traditionelles Schulverständnis“, so die Vertreterin des Kultusministeriums aus Hannover. Ihre Forderung an die Schulen: eine stärkere „Entwicklung von Kindern und Jugendlichen zu mündigen Menschen. Kinder und Jugendliche sollen Kompetenzen zur Gestaltung entwickeln. Hier kommt der Lernort Bauernhof ins Spiel“, sagt Dr. Marie Bludau. In diesem Entwicklungsprozess von Schulen sei der Lernort Bauernhof besonders wichtig. Kooperationen seien für die Öffnung von Schulen „unumgänglich“. Zu den Entwicklungen im Niedersächsischen Kultusministerium in Bezug auf den Lernort Bauernhof berichtete zum Abschluss der Tagung dann Margret Rasfeld von der Initiative „Schule im Aufbruch“. Sie steht im engen Austausch mit Kultusminister Grant Hendrik Tonne.

Bundesarbeitsgemeinschaft Lernort Bauernhof ist ausgezeichnetes Projekt der „UN-Dekade Biologische Vielfalt“

“]BNE-Referentin Dr. Marie Bludau überraschte die Teilnehmenden im Auditorium mit einer Auszeichnung für die BAGLoB: „Die Bundesarbeitsgemeinschaft Lernort Bauernhof e. V. teilt die Vision, allen Menschen Bildungschancen zu eröffnen, die es ermöglichen, sich Wissen und Werte anzueignen sowie Verhaltensweisen und Lebensstile zu erlernen, die für eine positive gesellschaftliche Veränderung und eine lebenswerte Zukunft erforderlich sind. Der Verein vernetzt die vielfältigen Aktivitäten zum Lernen auf dem Bauernhof bundesweit, er informiert, berät, organisiert Fortbildungen und beteiligt sich – auch international – an der wissenschaftlichen Weiterentwicklung des Lernens auf dem Bauernhof“, zitierte Dr. Bludau aus der Laudatio. So überreichte sie den Preis für „Ausgezeichnete Projekte und Beiträge der UN-Dekade Biologische Vielfalt“ an Hans-Joachim Meyer zum Felde (Vorsitzender der BAGLoB) und Heike Delling (stellv. Vorsitzende der BAGLoB). „Die BAGLoB e.V. bildet den Rahmen, koordiniert das Netzwerk und fördert die Bildungsarbeit“, sagt Hans-Joachim Meyer zum Felde. Diese Auszeichnung bekomme die BAGLoB, weil die Lernorte eine bedeutende Arbeit im Sinne der Bildung für Nachhaltige Entwicklung leisteten. Somit sei diese Auszeichnung eine Wertschätzung für alle Lernorte, so der Vorsitzende.

Wie es gelingt, die in der Laudatio dargestellte Arbeit auf dem Lernort Bauernhof umzusetzen, beschrieben am Samstagmorgen Axel Unger und Claudia Eicke-Schäfer vom Internationalen Schulbauernhof Hardegsen bei Göttingen. Unter dem Titel „Im Gespräch über Zäune hinweg“ erklärten die beiden „Schulbauern“, wie sie die Grenzen und Zäune „in den Köpfen“ überwinden. Der Dialog zwischen konventionell, ökologisch wirtschaftenden, den klein- und großstrukturierten Betrieben sei auf Grundlage der Bildungsarbeit möglich. Ideologische Positionen spielten kaum noch eine Rolle, wenn man sich auf die Bildungsaufgabe fokussiere. Voraussetzung für jeden Lernort sei es, sich zu öffnen. Lernort Bauernhof kann schließlich nur derjenige sein, der sich den Schülerinnen und Schülern stelle. Das leuchtet ein und fördert die Bereitschaft sich mit seiner eigenen Arbeit auseinander zu setze.

Praxisbeispiele, Handlungsempfehlungen und Informationen in Workshops und Exkursionen

Wie das in der praktischen Arbeit aussehen kann, das erfuhren die Teilnehmenden an einer der Exkursionen am Samstagnachmittag. Neben zahlreichen Workshops in der Akademie zu verschiedensten Themen des Lernortes, ging es auch raus zu Lernorten in der Umgebung. So fuhr eine Gruppe zum Hof von Bauer Jürgen Herzog in Lohne. Ein klassischer bäuerlicher Betrieb – auf den ersten Blick. „Woher kommt mein Frühstücksei?“ Dieser Frage ging Bauer Jürgen Herzog mit 20 Teilnehmenden nach. „Das mache ich auch alles mit den Schülerinnen und Schülern die uns besuchen“, antwortet Jürgen Herzog auf die Frage, ob die Gruppe jetzt einen „Extrablick“ in den Stall bekäme. Jürgen Herzog ist Bauer mit Leib und Seele. Norddeutsch direkt und klar in der Ansage. Die Teilnehmenden sind in blauen Ganzkörperanzügen gekleidet, überqueren die Desinfektionsmatte und versammeln sich um die Sortiermaschine. 11.400 Eier sortiert Jürgen Herzog hier jeden Tag – mit familiärer Unterstützung. 12.000 Hühner leben im Stall nebenan. Jürgen Herzog erklärt: das Ei, wie groß und vor allem wie schwer es sein darf für die Vermarktung, er beschriebt das Huhn am lebenden Objekt, und zeigt auch ein totes Huhn: „Tod gehört auf dem Hof zum Leben dazu“ sagt er und fügt hinzu, „das passiert nun mal“ und das sollen auch die Schülerinnen und Schüler wissen. Hinter der Stalltür begrüßen die Hühner neugierig ihre Besucher. Neugier auf beiden Seiten. Erstaunt sind die Besucher: keines der Bilder im Kopf der Gäste deckt sich mit dem, was sie sehen. Gepflegte, saubere, gesunde Tiere. Bauer Herzog erklärt, wie das so funktioniert im Hühnerstall: Hierarchien, Abläufe, Fütterung, Eiablage – und was passiert, wenn die Hühner „alt“ sind und nicht mehr genug Eier legen. Wenn die Legekapazität unter 60 Prozent fällt, sei es nicht mehr wirtschaftlich. Dann werden die Hühner ausgetauscht. Die Hühner, die die Teilnehmenden jetzt sehen, werden in einigen Monaten geschlachtet werden. „So etwas sollen auch die Kinder wissen“, sagt Herzog. Das gehöre dazu, wenn man wissen will „woher kommt das Frühstücksei“. Hier können sich Schülerinnen und Schüler eine Meinung bilden. Jürgen Herzog sagt nicht, ob die eine oder andere Haltungsmethode besser ist. Er zeigt nur das, was und wie er es macht. Ein Lernort Bauernhof eben.

Die Teilnehmenden der Bundestagung Lernort Bauernhof nehmen aus allen Workshops, Exkursionen und Vorträgen praktische Impulse für ihre Arbeit mit. Aus den Vorträgen gewinnen sie starke Argumente für ihre Arbeit auf dem Lernort Bauernhof. Sie erfahren, dass sie schon ein bedeutender Teil der Transformation sind oder wie sie es werden können.

Transformation der Gesellschaft in Zeiten des Klimawandels

Die Transformation der Gesellschaft in Zeiten des Klimawandels ist das Vortragsthema von Prof. Dr. Dr. Felix Ekardt. Der Jurist, Philosoph und Soziologe aus Leipzig beschrieb in seinem Vortrag, wie sich das Bewusstsein des Menschen verändert und verändern lässt. Der Jurist orientiert sich zwar an den globalen UN-Zielen zur Nachhaltigkeit, rechtlich spielten sie aber keine Rolle, weil sie nicht rechtsverbindlich seien. Er geht von den rechtlich verbrieften Zielen aus dem Pariser Klimaabkommen aus. Insgesamt „verheerend“ seien die Ziele. Doch für den Juristen besonders interessant ist Artikel 2 Abs. 1 des Pariser Abkommens, in dem sich die Länder auf die Beschränkung der Erderwärmung einigen. Dieses Ziel, so der Jurist, sei einklagbar und rechtlich bindend für alle unterzeichnenden Länder. Davon ausgehend könne laut Prof. Dr. Dr. Felix Ekardt nur die Folge abgeleitet werden „null fossile Brennstoffe und ein radikal verringerter Fleischkonsum“ und zwar „sofort“. Das Publikum im Forum der katholischen Akademie hört gebannt und still zu. Der Wissenschaftler zeigt auf, wie sich Bewusstsein bei Menschen bildet. Die aus dem Klimawandel resultierenden Maßnahmen seien radikal und beträfen jeden Menschen. Theoretisch sei ein sofortiger Ausstieg aus fossilen Brennstoffen nicht möglich und der Fleischkonsum könne nicht sofort auf das nötige Maß reduziert werden. „Wir müssen uns verändern – und wir können das auch“ sagt der Professor. Erleichterung im Publikum. Ein „Weiterso“ sei allerdings ausgeschlossen. Der langanhaltende Applaus zeigt die Zustimmung zu Dr. Ekardts Theorien und Prognosen.

Man muss eine Vision haben, dann kann man auch etwas bewegen

Zum Abschluss der Bundestagung Lernort Bauernhof 2020 berichtet Margret Rasfeld aus ihrer Arbeit und aus den Entwicklungen in Zusammenarbeit mit dem Niedersächsischen Kultusministerium. Margret Rasfeld gilt in Deutschland als Vorreiterin, wenn es darum geht Schule anders zu denken. Margret Rasfeld war bis zu ihrer Pensionierung Schulleiterin der Evangelischen Schule Berlin Zentrum, sie ist Mitbegründerin der Initiative ‚Schule im Aufbruch‘, Buchautorin und aktive Bildungsinnovatorin. Ihre Vision ist eine wertschätzende Lernkultur, die zu Gemeinsinn und Verantwortung, Kreativität und Unternehmergeist inspiriert und befähigt. „Man muss eine Vision haben, dann kann man auch etwas bewegen“, ruft sie ihrem Publikum am letzten Tag der Bundestagung Lernort Bauernhof 2020 zu. „Meine aktuelle Mission ist der „Frei-Day für den Lebensbereich Zukunft“.

Naturerfahrungen kann man nicht aus Büchern lernen

Die Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) fordere „einen Paradigmenwechsel, eine transformative Bildung und innovative Lernformate“, sagt Margret Rasfeld und fügt aus eigener Erfahrung hinzu: „Mit der Schul- und Universitätsausbildung, die wir heute haben, werden wir die Transformation nicht schaffen.“ Sie identifiziert den Lernort Bauernhof als den Lernort, der den Anforderungen der UNESCO aus dem Aktionsprogramm Bildung für Nachhaltige (BNE) Entwicklung entspräche. Denn: „Naturerfahrungen kann man nicht aus Büchern lernen. Und wer keine Beziehung zur Natur aufbaut, wird sie nicht schützen.“ Ihre Analyse des Bildungssystems, der Situation an den Schulen in Deutschland und ihren daraus entwickelten Bezug zum Lernort Bauernhof begeistert das Publikum. Der Lernort Bauernhof stehe auch im Fokus ihrer Initiative „Frei-Day für den Lebensbereich Zukunft“, zu der sie in intensiven Gesprächen mit dem Niedersächsischen Kultusministerium stehe. Darin gehe es um die Möglichkeit für Schulen, einmal in der Woche an einem freien Schultagvormittag – vier Stunden – Schülerinnen und Schülern den Raum zu geben, sich mit Zukunftsthemen zu befassen. „Am besten raus zum Lernort Bauernhof“, fügt die Pädagogin hinzu. Schließlich stelle der Lernort Bauernhof den idealen Lernort für einen transformativen Prozess dar.

Zertifikatsübergabe: Der Lernort Bauernhof schafft Transparenz

Außerschulisches Lernen ist in den Lehrplänen fast aller Bundesländer verankert. Der Bauernhof als außerschulischer Lernort rückt immer mehr ins Bewusstsein von Pädagoginnen und Pädagogen in Kitas und Schulen. In Rheinland-Pfalz wird deshalb die Ausbildung zu Bauernhofpädagogen gefördert. 65 „Lernorte Bauernhof“ gibt es mittlerweile in Rheinland-Pfalz. Gemeinsam mit Landwirtschaftsstaatssekretär Andy Becht hat der Präsidenten der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz, Ökonomierat Norbert Schindler, jetzt das Zertifikat an 13 Bauernhofpädagogen überreicht, die erst kürzlich ihre Ausbildung abgeschlossen hatten.

Der außerschulische Unterricht am Bauernhof schaffe Transparenz, die dringend gebraucht werde, sagte Landwirtschaftsstaatssekretär Andy Becht. „Die Bauernhofpädagogen leisten wertvolle Arbeit. Sie bringen Kindern und Jugendlichen den Alltag eines Landwirts näher. Dabei lernen die Schülerinnen und Schüler, was es bedeutet, einen landwirtschaftlichen Betrieb zu führen und wie Bauern Tag für Tag hochwertige Lebensmittel produzieren.“ Neben der Bildungsarbeit böten die Lernorte auch die Chance, junge Menschen für den Beruf des Landwirts zu begeistern. Aktuell sind 65 Betriebe aus allen Teilen des Landes als „Lernorte Bauernhof“ anerkannt. Die Grundschulung und die Qualifizierung in Bauernhofpädagogik organisiert die Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz mit weiteren Bildungspartnern. Die pädagogische Leitung übernimmt in den Lehrgängen Hans-Heiner Heuser (BAGLob e.V.).

Becht wie Schindler sprachen sich für eine stärkere Wertschätzung der Landwirtschaft aus. „Wir brauchen dringend eine ehrliche Debatte über den Wert landwirtschaftlich produzierter Lebensmittel. Die Bauernhofpädagogen sind dabei Gold wert“, so Becht.

Mit „Lernort Bauernhof“ unterstützt das Land Rheinland-Pfalz ein außerschulisches Lernangebot auf Bauern- und Winzerhöfen für Schülerinnen und Schüler aller Klassen- und Schulstufen an allgemeinbildenden Schulen im ganzen Land. Die Maßnahme wird im Rahmen des rheinland-pfälzischen Entwicklungsprogramms „Umweltmaßnahmen, Ländliche Entwicklung, Landwirtschaft, Ernährung“ (EULLE) vom Land, vertreten durch das Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau, und dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des Ländlichen Raumes (ELER) finanziert.

„Wir begrüßen ausdrücklich, dass durch den vierjährigen Förderungszeitraum Planungssicherheit für die Betriebe und die Schulen möglich sind. Dafür bedanke ich mich auch herzlich bei Herrn Staatssekretär Andy Becht, der sich für diese Förderung eingesetzt hat.“ Rund 470.000 Euro aus ELER/EULLE stellt das Land für die Lernorte Bauernhof in der Förderperiode 2018 bis 2022 bereit.

„Mein Bauernhofkindergarten soll kein Streichelzoo sein“

[vc_row][vc_column][vc_column_text css=”.vc_custom_1575368103914{margin-bottom: 0px !important;}”]„Mein Bauernhofkindergarten soll kein Streichelzoo sein“, sagt ein Landwirt aus Borken (NRW). Er will in den nächsten Monaten einen Bauernhofkindergarten eröffnen und habe schon viel Geld investiert, „die Behörden haben wir im Boot, was fehlt“, sagt er, sei ein Träger. Außer dem Landwirt aus Borken sind mehr als 30 Interessierte nach Kassel gekommen, um „am liebsten alles zum Buernhofkindergarten aus erster Hand zu erfahren“, sagt eine Erzieherin. Larissa Schweizer und Anne-Marie Muhs berichten an diesem Samstag aus „aller erster Hand“. Die beiden Gründerinnen der gemeinnützigen Genossenschaft „Kita-Natura e.G.“ haben vor zwei Jahren die erste gemeinsame Bauernhof-Kita eröffnet, heute ist „Kita-Natura“ Träger von sechs Bauernhof-Kindergärten. Anne-Marie Muhs hat auf dem eigenen Hof in Schleswig-Holstein schon vor bald 20 Jahren ihre erste Bauernhofkita gegründet.

Mehr als 40 Bauerhofkindergärten gibt es mittlerweile in Deutschland. Kindergärten auf dem Bauernhof sind vor allem bei Eltern eine beliebte Alternative zur Kita im Dorf oder in der Stadt. Aber auch immer mehr Erzieherinnen und Erzieher schätzen die Möglichkeiten für ihre pädagogische Arbeit mit Kindern auf dem Bauernhof. Gemeinsam mit Julia Dollinger von der Initiative “Hofgesellschaft” hat Larissa Schweizer, Mitgründerin der gemeinnützigen Genossenschaft „Kita-Natura e.G.“ und Vorstand der Bundesarbeitsgemeinschaft Lernort Bauernhof (BAGLoB) e.V. die Informationsveranstaltung geplant und nach Kassel eingeladen.

„Landwirtschaft bildet – ein Leben lang“, so unterstützt die BAGLoB alle interessierten Pädagoginnen und Pädagogen, aber auch Kommunen und Landwirtinnen und Landwirte bei der Entwicklung und Gründung einer Bauernhofkita oder eines Lernortes Bauernhof. Die Frage ist nicht mehr, ob das Lernen auf dem Bauernhof wirkt, sondern wie. Zahlreiche Untersuchungen und Studien beschreiben die positive, lern- und Kompetenz fördernde Wirkung auf dem Bauernhof und in der Natur.

Teilnehmenden an diesem Samstag kommen aus der Landwirtschaft, aus kommunalen Verwaltungen, oder aus der Pädagogik. Alle verbindet das Interesse am Bauernhofkindergarten. Die Fragen, die Larissa Schweizer und Anne-Marie Muhs gestellt wurden, waren vielfältig. Vor allem ging es um Genehmigungsverfahren und Finanzierungen, aber auch Fragen nach Versicherungen, nach dem Mittagessen für Kinder, Sicherheitsvorschriften und Personalfragen haben die Expertinnen beantwortet.

Die BAGLoB hat einen Leitfaden zur Gründung eines Bauernhofkindergartens entwickelt, den Sie bei der BAGLoB-Geschäftsstelle bestellen können.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column width=”1/2″][vc_gallery interval=”3″ images=”3446,3447,3448,3449,3450,3451″ title=”Infoveranstaltung Kassel”][/vc_column][vc_column width=”1/2″][vc_column_text css=”.vc_custom_1574838879709{margin-bottom: 0px !important;}”]Veranstalter:

Kita-NATURA e.G. bundesweiter Träger für Natur- und Bauernhofkindergärten, in Zusammenarbeit mit :

  • Hofgesellschaft stärkt Initiativen, die einen positiven Beitrag zum Erhalt der bäuerlichen Landwirtschaft und zum Miteinander von Bäuerinnen und Bauern und der Gesellschaft leisten (Träger FaNaL e.V. – Verein zur Förderung einer nachhaltigen Landwirtschaft). Finanziert wurde die Infoveranstaltung von der Initiative “Hofgesellschaft”.
  • BAGLoB e.V. Bundesarbeitsgemeinschaft Lernort Bauernhof e.V.

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Prof. Dr. Steffen Schaal zur Aktivierung von Jugendlichen

[vc_row][vc_column 0=””][vc_column_text]Prof. Dr. Steffen Schaal von der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg geht mit den Teilnehmenden der Bundestagung Lernort Bauernhof 2019 der Frage nach, „wie erreichen wir mit unseren Angeboten Jugendliche und junge Erwachsene“. Schaal lehrt und forscht neben den Fächern Biologie und Sport vor allem Erziehungswissenschaften mit Schwerpunkt Erlebnispädagogik. Prof. Dr. Steffen Schaal stellt in seinem vortragenden Dialog mit den Teilnehmenden fest, dass „Jugendliche durchaus in der Lage sind, sich kritisch mit Konsum auseinanderzusetzen“.

Schaal beschreibt am Beispiel verschiedener Studienergebnisse, wie sich das Bild der Landwirtschaft bei Jugendlichen der Sekundarstufe prägt. Jugendliche hätten eine rückwärtsgewandte, infantile Vorstellung von der Landwirtschaft. Dieses Bild präge sich „weitgehend außerhalb der Landwirtschaft“.

In seinem Vortrag beschreibt Prof. Dr. Steffen Schaal die Zusammenhänge, wie dieses rückwärtsgewandte Bild zur Landwirtschaft entsteht. Dem könne nur durch eigenes Erleben der Jugendlichen auf dem Bauernhof und in der Schule begegnet werden. Schaal fordert die Akteurinnen und Akteure am Lernort Bauernhof auf, die Jugendlichen zu „fordern“. Ziel müsse sein, „die Fähigkeit zu entwickeln, in unklaren Situationen mit verschiedenen Handlungsmöglichkeiten zu einer rational begründbaren Entscheidung unter Verwendung von naturwissenschaftlichem Wissen zu kommen.“ Dazu leisten die landwirtschaftlichen Lernorte einen großen Beitrag. Der Lernort Bauernhof verknüpft emotionale Erlebnisse mit Wissen, woraus Jugendliche eine Bewertungskompetenz entwickeln können.

 

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Bildungsarbeit mit Kopf und Hand

[vc_row 0=””][vc_column][vc_column_text 0=””]Der Lernort Bauernhof sei ein Beitrag zur Entwicklung des ländlichen Raums, sagt Friedlinde Gurr-Hirsch (CDU), parlamentarische Staatssekretärin im Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg. Sie vertritt heute „ihren“ Minister Peter Hauk, der kurzfristig absagen musste. „Wir müssen dafür sorgen, dass der ländliche Raum vital bleibt“, fordert die Staatssekretärin auf, weiterhin daran mitzuwirken, die ländlichen Räume mit zu entwickeln.

Friedlinde Gurr-Hirsch betont den enormen Beitrag, den die Lernorte Bauernhof zur Bewusstseinsschärfung zur Herkunft unserer Lebensmittel leistet. Der Bauernhof als Lernort sei nicht nur eine schöne Sache, die man pädagogisch begrüßen kann, sondern der Lernort kann auch ein Einkommen für die Landwirte darstellen.

Auch der Berufswunsch „Landwirt“ könne sich bei den Kindern aus dem Erlebnis auf dem Bauernhof entwickeln. Die Arbeit sei Vielfältig, so entwickeln sich die Schülerinnen und Schüler durch die Erfahrungen aus dem Bauernhof zu verlässliche und kompetente Verbrauchern. Die Kinder seien oft Botschafter für ihre Eltern, die sich vielleicht keinen Kopf machen um die Lebensmittel, die in der Familie verzehrt werden. Sie sprach die Teilnehmenden direkt an: „Sie machen eine beispielhafte Bildungsarbeit im Sinne Pestalozzis – mit Kopf und Hand.“

Gurr ist überzeugt: „Nur wenn die Schülerinnen und Schüler die Natur verstehen, werden sie die Zusammenhänge verstehen und sie bewahren wollen.“[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column][vc_media_grid element_width=”3″ grid_id=”vc_gid:1549653861697-9316ef6e-eba4-10″ include=”3057,3058,3059,3060″][/vc_column][/vc_row]

Gefahr als Chance – Respektvolles Entsichern von Gefahrensituationen

[vc_row 0=””][vc_column][vc_column_text 0=””]Joachim Baumart zeigt eine gespannte Rattenfalle als Symbol für Gefahren auf dem Bauernhof. Was liegt zwischen Kindern, die in Watte gepackt sind und den Kindern, die den „Gefahren des Alltags“ ausgesetzt sind? Das Leben. Erkannt hat das auch der Bundesgerichtshof: „Zum Spiel der Kinder gehöre auch, Neuland zu entdecken und zu erproben. … Andernfalls würde jede vernünftige Entwicklung des Kindes, insbesondere der Lernprozess im Umgang mit der Gefahr, gehemmt“ (BGH VI ZR 273/82). Das deutsche Recht erkennt an, dass jeder Entwicklungsprozess risikobehaftet ist. Sicherheit ist der kompetente Umgang mit der Gefahr, nicht das Vermeiden von Risiken. Was bedeutet das für den Lernort Bauernhof? Unsere drei Experten klären auf:
Jochen Baumgart von der „Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau“ (SVLFG)
Olaf Keser-Wagner vom „Erfahrungsfeld Bauernhof e.V.“ 81245 München
Dirk Sthamer, vom Seminarbauernhof der Stiftung Ökologie & Landbau (SÖL)[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column][vc_media_grid grid_id=”vc_gid:1549645273863-6f60460a-5fac-1″ include=”3051,3050,3049″][/vc_column][/vc_row]