Fachtage BNE am Lernort Bauernhof

Das pädagogische Leitkonzept der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) hat zum Ziel Menschen zu zukunftsfähigem Denken und Handeln zu befähigen. Höfe können durch ihre Lebensnähe hilfreiche Bildungs- und Erfahrungsräume anbieten, um Lernende zu unterstützen die Gegenwart und die Zukunft so zu gestalten, dass auch zukünftige Generationen ein würdevolles Leben führen können.

Bundestagung 2025

21.-23. Februar 2025 in Stapelfeld, Niedersachsen. Weitere Informationen folgen in Kürze.

Klima.LoB.Landwirtschaft 2021/22 – Der Weg zum fertigen Konzept 

Nun ist bereits der zweite Durchgang der BAGLoB-Weiterbildung Klima.LoB.Landwirtschaft abgeschlossen. Vom 10. bis zum 12. Oktober 2022 trafen sich die Teilnehmenden auf dem Hofgut Oberfeld am Stadtrand von Darmstadt und stellten dort ihre frisch erstellten Konzepte vor. Ein langer Prozess fand hier seinen feierlichen Abschluss. 

Bericht zur BAGLoB-Südtagung 2022

Quellen der kindlichen Entwicklung auf dem Bauernhof

70 Teilnehmende informierten sich zum Thema Lernort Bauernhof bei der ersten BAGLoB-Südtagung Ende Oktober in der Schwäbischen Bauernschule in Bad Waldsee.

„Damit Kinder lernen ist es wichtig, ihnen eine stressfreie Atmosphäre zu schaffen“ so Referent Herbert Renz-Polster. Als Kinderarzt und Wissenschaftler hat Herbert Renz-Polster viele Bücher und Arbeiten über die kindliche Entwicklung veröffentlicht. Seine Ausführungen machten deutlich, dass der Bauernhof einen idealen Ort darstellen kann, an dem Kinder echte, konkrete und originäre Erfahrungen machen und vielseitige Fähigkeiten erwerben können. Viele dieser Erfahrungen sind für Kinder und ihre Lebensbewältigung prägend. Der eigentliche Treibsatz der kindlichen Entwicklung – und auch die Essenz dessen, was allgemein als „Abenteuer“ bezeichnet wird, ist das von Renz-Polster beschriebene „Kribbel-Lernen“, welches in leuchtenden und wachen Kinderaugen sichtbar wird. Für die spielerische Entwicklungsbewältigung suchen sich Kinder – wenn sie können – einen adäquaten, und das heißt möglichst wenig strukturierten und damit gestaltbaren Entdeckungs- und Gestaltungsraum, in dem sie sich im Spannungsfeld zwischen Entdeckerfreude und Angst innere Schätze für sich entdecken und bergen, so Renz-Polster in seinem Vortrag. Der Bauernhof bietet mit seinen vielfältigen Bereichen die Möglichkeit diese Quellen der Entwicklung „anzuzapfen“ und Beziehungen zu Bäumen, zu Pflanzen, Tieren aber auch zu immer wiederkehrenden Abläufen, zu Stimmungen und Gerüchen für eine Vielzahl an Kindern erfahrbar zu machen.

Mit diesem Blick begann die Tagung, die erstmals in diesem zweitägigen Format in Süddeutschland von der Bundesarbeitsgemeinschaft Lernort Bauernhof (kurz BAGLoB) angeboten wurde. Nach dem Vortrag reflektierten die Teilnehmenden, vor allem LandwirtInnen und PädagogInnen, welche Erfahrungsräume in der pädagogischen Arbeit mit Kindern auf den Höfen bereits genutzt werden.

Der zweite Tag stand unter dem Motto „Aus der Praxis für die Praxis“. Ein großer Teil der Teilnehmenden sind erfahrene BauernhofpädagogInnen, die seit vielen Jahren ihre Höfe für Kinder und teils auch für Erwachsene öffnen. So wie Ingeborg Farion aus Ichenhausen (Bayern), die den TagungsteilnehmerInnen mithilfe eines lebendigen Erfahrungsberichts ihren Weg zur Erlebnisbäuerin schilderte. Seit 2014 bietet die Erlebnisbäuerin ein pädagogisches Programm an, welches von Schulklassenbesuche über Jahreszeitenkurse bis hin zu Eltern-Kind-Veranstaltungen reicht. Ihre Angebote haben sich als ein wichtiges Standbein für den Bioland-Betrieb entwickelt. Mittlerweile muss die Bauernhofpädagogin keine Werbung mehr für ihre Veranstaltungen machen. Ihren Weg fand sie unter anderem durch den Austausch mit Gleichgesinnten, durch „netzwerken“ und über diverse Fortbildungsveranstaltungen.

In fünf Workshops konnten die Teilnehmenden der Tagung zudem neues Wissen erlangen und selbst aktiv werden. Elisabeth Seiler vom Heuhüpfer e.V. in der Nähe von Hannover zeigte Beispiele wie das komplexe Thema Landwirtschaft und Klimawandel für Kinder und Jugendliche anschaulich auf pädagogische Programme runtergebrochen werden kann. Wie man die hofeigenen Produkte zu einer leckeren Mahlzeit gemeinsam mit Kindern am Feuer zubereitet, davon berichteten die beiden erfahrenen Bauernhofpädagoginnen Sonja Ostermayer (Hofgut Rengoldshausen) und Susanne Rieber (Hof Höllwangen) und gaben dabei ihre Expertise weiter, welches Equipment beim Outdoor-Cooking hilfreich ist und wie das Kochen mit Kindern am Feuer am besten gelingen kann.

Mit der richtigen Schnitztechnik lassen sich in kurzer Zeit nicht nur mit Kindern z.B. kleine Flöten oder Vögel schnitzen. Holzbildhauer und Bauernhofpädagoge Sascha Vogelmann aus Hüffenhardt leitete dazu die Teilnehmenden an. Dass sich auch Bienen für die pädagogische Arbeit wunderbar einsetzen lassen, davon konnten sich die Teilnehmenden beim Workshop „Bienen in der bauernhofpädagogischen Arbeit“ mit Ulrich Hampl überzeugen. Der Bauernhof bietet sich als idealer Lernort im Sinne von Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) an. Heike Delling und Lisa Klein führten in das Konzept BNE ein. Bei einem „Hof-Check“ konnten die Teilnehmenden selbst erörtern, an welchen Stellen sie ihre Programme im Sinne von BNE bereits umsetzen.

Neben den zahlreichen Informationen und Workshops gab es auch Zeit für Begegnungen und Austausch. Dieses neue Tagungsformat war ein Erfolg und stellt für die Zukunft ein denkbares regionales Zusatzangebot neben den jährlich von der BAGLoB organisierten Bundestagungen dar. Die Bundestagung Lernort Bauernhof ist der Treffpunkt für Akteure rund um das Lernen am Bauernhof und findet jährlich mit über 200 Teilnehmenden statt. Die nächste Tagung findet vom 17. März bis 19. März 2023 in Bielefeld (NRW) statt. 2024 können sich Interessierte wieder in Baden-Württemberg zusammenfinden und voneinander lernen, was den Lernort Bauernhof besonders macht.

Handreichung „BNE auf dem LoB“ und dazugehörige Checkliste

Die Notwendigkeit einer sozial-ökologischen Transformation der Landwirtschaft im 21. Jahrhundert ist hoch. 

 

Auf dem Weg hin zu einer nachhaltigen Entwicklung nimmt Bildung eine zentrale Schlüsselrolle ein. Handlungsorientierung, Partizipation, soziales Lernen in der Gemeinschaft, Perspektiven- und Methodenvielfalt: was bedeuten die didaktischen Prinzipien der BNE konkret für den Lernort Bauernhof und wie können Themen der nachhaltigen Entwicklung in der Bildungsarbeit im landwirtschaftlichen Kontext umgesetzt werden?

Die Handreichung „BNE auf dem LoB“ und die dazugehörige Checkliste sind in den letzten Monaten im Rahmen einer Arbeitsgruppe entwickelt worden, bestehend aus Akteur*innen der BAGLoB und des niedersächsisch-bremischen Netzwerkes „Transparenz schaffen – von der Ladentheke bis zum Erzeuger“.

Die Dokumente dienen der Reflexion und Weiterentwicklung der Bildungsarbeit auf dem Lernort Bauernhof. Die Handreichung soll unterstützen, ein Verständnis für das Bildungskonzept BNE zu entwickeln und die Bildungsveranstaltungen auf dem LoB in Bezug auf Inhalte, didaktische Kriterien und Gestaltungskompetenzen der BNE anzureichern. Die Checkliste mit Fragen zu den didaktischen Kriterien bietet eine konkrete Arbeitshilfe zum Austausch im Team und mit weiteren Kolleg*innen. Die Dokumente stehen auf der Website zum Download zur Verfügung.

BAGLoB-Nachruf für Eva-Maria Rapp

Die Bundesarbeitsgemeinschaft Lernort Bauernhof e.V. (BAGLoB) trauert um ihr langjähriges Vorstandsmitglied Eva-Maria Rapp.

 

Eva-Maria hat nicht viel geredet – schon gar nicht über sich. Sie hat einfach getan.

Auf dem von ihr geleiteten Schulbauernhof in Pfitzingen konnte man ihre Handschrift an jeder Ecke spüren – aktives Schaffen von Schülerinnen und Schülern und deren Anleitungspersonen auf dem ganzen Hof: Im Stall, im Garten, auf dem Feld, in der Küche, beim Brotbacken, bei der Milchverarbeitung.

Mit ihrem pädagogischen Geschick und ihrer ruhigen Art motivierte sie dazu, die vielfältigen Handgriffe auf dem Selbstversorgerhof mit Freude zu tun.

Dabei war ihr als langjährige Berufsschullehrerin und Bäuerin aus Leidenschaft die Qualität der Pädagogik ein großes Anliegen. Ihre Erfahrungen bildeten deshalb einen wichtigen Beitrag unter anderem zur Erarbeitung von Handreichungen im Qualitätsausschuss der BAGLoB.

Die Verbindung aus ihrer bodenständigen Praxis im Schulbauernhof und der reflektierten und wirkungsvoll umgesetzten Bauernhofpädagogik bildeten den Hintergrund für essenzielle Beiträge zur Vorstandsarbeit in der BAGLoB.

Sie sprach nicht sehr viel und auch eher leise – aber was sie sagte, hatte Gewicht.

Die Nachricht von ihrem Tod am 24. November 2018 hat uns geschockt – sie fehlt uns sehr.

 

Der Nachruf als pdf

BAGLoB-Ratgeber: Gründung eines Bauernhofkindergartens

In Deutschland wächst die Zahl der Kindergärten auf Bauernhöfen. Viele Initiativen und Projekte sind auf dem Weg, einen Bauernhofkindergarten zu gründen. Dieser Leitfaden soll helfen, die oft schwierigen Gründungsprozesse zu überwinden und hilfreiche Informationen und Tipps an die Hand geben. Der Ratgeber ist als Broschüre erhältlich bei der BAGLoB-Geschäftsstelle.