Entwicklung des ländlichen Raums – Den Lernort Bauernhof im ELER verankern

Einen Lernort Bauernhof zu entwickeln, ob nun ganz am Anfang oder eine Weiterentwicklung. Immer ist das Vorhaben mit Kosten verbunden. ELER fördert die nachhaltige Entwicklung des ländlichen Raums in der Europäischen Union. Was zur Entwicklung eines Lernortes dazu gehört und welche Förderprogramme es für welche Konzepte im Europäische Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) gibt, darum ging es im Vortrag von Dr. Jan Freese (DVS).

Dr. Jan Freese (DVS)

Christian Augsten (Ökoherz)

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Keine Kalkulation ohne Konzept – der Lernort Bauernhof und das Geld

„Erfassen Sie alle Kosten und Arbeitszeiten, die für ihr außerschulisches Angebot anfallen“, ermutigte Maria Caesar. „Kalkulieren Sie die Angebote genau und verlangen Sie einen angemessen Preis für Ihre Leistungen“. Maria Caesar vom Team Einkommensalternativen der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz informierte die Teilnehmenden darüber, ob und wie der Lernort Bauernhof eine Einkommensalternative für Landwirtinnen und Landwirte darstellen kann.

Maria Caesar, LWK Rheinland-Pfalz, Kaiserslautern

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Welche Bildung brauchen wir für eine zukunftsfähige Gesellschaft?

Zum Abschluss der Bundestagung Lernort Bauernhof 2020 berichtet Margret Rasfeld aus ihrer Arbeit und aus den Entwicklungen in Zusammenarbeit mit dem Niedersächsischen Kultusministerium. Margret Rasfeld gilt in Deutschland als Vorreiterin, wenn es darum geht Schule anders zu denken. Margret Rasfeld war bis zu ihrer Pensionierung Schulleiterin der Evangelischen Schule Berlin Zentrum, sie ist Mitbegründerin der Initiative ‚Schule im Aufbruch‘, Buchautorin und aktive Bildungsinnovatorin. Ihre Vision ist eine wertschätzende Lernkultur, die zu Gemeinsinn und Verantwortung, Kreativität und Unternehmergeist inspiriert und befähigt. „Man muss eine Vision haben, dann kann man auch etwas bewegen“, ruft sie ihrem Publikum am letzten Tag der Bundestagung Lernort Bauernhof 2020 zu. „Meine aktuelle Mission ist der „Frei-Day für den Lebensbereich Zukunft“.

Die Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) fordere „einen Paradigmenwechsel, eine transformative Bildung und innovative Lernformate“, sagt Margret Rasfeld und fügt aus eigener Erfahrung hinzu: „Mit der Schul- und Universitätsausbildung, die wir heute haben, werden wir die Transformation nicht schaffen.“ Sie identifiziert den Lernort Bauernhof als den Lernort, der den Anforderungen der UNESCO aus dem Aktionsprogramm Bildung für Nachhaltige (BNE) Entwicklung entspräche. Denn: „Naturerfahrungen kann man nicht aus Büchern lernen. Und wer keine Beziehung zur Natur aufbaut, wird sie nicht schützen.“ Ihre Analyse des Bildungssystems, der Situation an den Schulen in Deutschland und ihren daraus entwickelten Bezug zum Lernort Bauernhof begeistert das Publikum. Der Lernort Bauernhof stehe auch im Fokus ihrer Initiative „Frei-Day für den Lebensbereich Zukunft“, zu der sie in intensiven Gesprächen mit dem Niedersächsischen Kultusministerium stehe. Darin gehe es um die Möglichkeit für Schulen, einmal in der Woche an einem freien Schultagvormittag – vier Stunden – Schülerinnen und Schülern den Raum zu geben, sich mit Zukunftsthemen zu befassen. „Am besten raus zum Lernort Bauernhof“, fügt die Pädagogin hinzu. Schließlich stelle der Lernort Bauernhof den idealen Lernort für einen transformativen Prozess dar.

Margret Rasfeld, Initiative Schule im Aufbruch

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Weitere Informationen zum Frei-Day

Transformationen – Bedingungen sozialen Wandels, speziell zur Nachhaltigkeit

Die Transformation der Gesellschaft in Zeiten des Klimawandels war das Vortragsthema von Prof. Dr. Dr. Felix Ekardt. Der Jurist, Philosoph und Soziologe aus Leipzig beschrieb in seinem Vortrag, wie sich das Bewusstsein des Menschen verändert und verändern lässt. Der Jurist orientiert sich zwar an den globalen UN-Zielen zur Nachhaltigkeit, rechtlich spielten sie aber keine Rolle, weil sie nicht rechtsverbindlich seien. Er geht von den rechtlich verbrieften Zielen aus dem Pariser Klimaabkommen aus. Insgesamt „verheerend“ seien die Ziele. Doch für den Juristen besonders interessant ist Artikel 2 Abs. 1 des Pariser Abkommens, in dem sich die Länder auf die Beschränkung der Erderwärmung einigen. Dieses Ziel, so der Jurist, sei einklagbar und rechtlich bindend für alle unterzeichnenden Länder. Davon ausgehend könne laut Prof. Dr. Dr. Felix Ekardt nur die Folge abgeleitet werden „null fossile Brennstoffe und ein radikal verringerter Fleischkonsum“ und zwar „sofort“. Das Publikum im Forum der katholischen Akademie hört gebannt und still zu. Der Wissenschaftler zeigt auf, wie sich Bewusstsein bei Menschen bildet.
Die aus dem Klimawandel resultierenden Maßnahmen seien radikal und beträfen jeden Menschen. Theoretisch sei ein sofortiger Ausstieg aus fossilen Brennstoffen nicht möglich und der Fleischkonsum könne nicht sofort auf das nötige Maß reduziert werden. „Wir müssen uns verändern – und wir können das auch“ sagt der Professor. Erleichterung im Publikum. Ein „Weiterso“ sei allerdings ausgeschlossen. Der langanhaltende Applaus zeigt die Zustimmung zu Dr. Ekardts Theorien und Prognosen.
Prof. Dr.
Dr. Felix Ekardt, LL.M., M.A.
Forschungsstelle Nachhaltigkeit und Klimapolitik, Leipzig/Berlin
& Juristische/ Interdisziplinäre Fakultät, Universität Rostock
& Wissenschaftscampus Phosphorforschung Rostock
& Staatswissenschaftliche Fakultät, Universität Erfurt

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Im Gespräch bleiben – Grenzen und Zäune „in den Köpfen“ überwinden

Wie es gelingt, die in der Laudatio dargestellte Arbeit auf dem Lernort Bauernhof umzusetzen, beschrieben am Samstagmorgen Axel Unger und Claudia Eicke-Schäfer vom Internationalen Schulbauernhof Hardegsen bei Göttingen. Unter dem Titel „Im Gespräch über Zäune hinweg“ erklärten die beiden „Schulbauern“, wie sie die Grenzen und Zäune „in den Köpfen“ überwinden. Der Dialog zwischen konventionell, ökologisch wirtschaftenden, den klein- und großstrukturierten Betrieben sei auf Grundlage der Bildungsarbeit möglich. Ideologische Positionen spielten kaum noch eine Rolle, wenn man sich auf die Bildungsaufgabe fokussiere. Voraussetzung für jeden Lernort sei es, sich zu öffnen. Lernort Bauernhof kann schließlich nur derjenige sein, der sich den Schülerinnen und Schülern stelle. Das leuchtet ein und fördert die Bereitschaft sich mit seiner eigenen Arbeit auseinander zu setzen.

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Experten-Austausch für Leitungspersonal von Schulbauernhöfe

In dem Workshop lag der Schwerpunkt auf der kollegialen Beratung und Austausch.

Den Input gab Christoph Beckmann-Roden, der den Haushaltsplan am Beispiel des Landwege e.V. für den Jugend-Naturschutz-Hof vorgestellt und konkretisiert hat, sowie den Kostenstellen erläutert hat. Es ist auf Problemfelder wie Abgrenzung von Projektkosten und interne Verrechnungen eingegangen. Teilnehmer des Workshops kamen von bereits bestehenden Schulbauernhöfen und ähnlichen Einrichtungen. Es ging in dem Workshop nicht um allgemeine Fragen der Finanzierung und auch nicht um die Frage, „wie fange ich es an“.

Christoph Beckmann-Roden, Landwege e.V., 23564 Lübeck

Zur Website Landwege e.V. / Jugend-Naturschutz-Hof hier klicken

Essen mit Zukunft: eat local – act global

“Essen mit Zukunft” ist eine beispielhafte Stationsarbeit zum Thema nachhaltige, klimafreundliche Ernährung für unterschiedliche Altersstufen (GS, Sek1 und2, BBS, Erwachsene). Die Dozentinnen gaben die Teilnehmenden Anleitungen für kleine Kochevents, die auf dem Lernort Bauernhof gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern durchgeführt werden können. Im Workshop war es beispielhaft die Zubereitung von veganen Brotaufstrichen.

Die Teilnehmenden gingen der Frage nach, wie es die Referentinnen auch mit den Schülerinnen und Schülern machen: Warum sollten wir uns nachhaltig ernähren?
Regional, saisonal und sozial – das sind nur drei Aspekte eines gesunden und nachhaltigen Ernährungsstils. Wir möchten die Teilnehmenden in Erstaunen versetzen, sie nachdenklich machen und ermuntern, die eigene Ernährung zukunftsfähig umzustellen.
In dieser Veranstaltung werden an Lernstationen die Grundlagen der nachhaltigen Ernährung angesprochen:
• regionale und saisonale Lebensmittel
• den geringeren Ressourcenverbrauch im ökologischen Anbau
• die Nachteile des hohen Fleischkonsums
• Wertschätzender Umgang mit Lebensmittel
• Geringer Verarbeitungsgrad von Lebensmitteln
• weniger Lebensmittelverpackung

 

Maria Jacobs und Michaela Rönicke

Heuhüpfer, 30966 Hemmingen

Website der Heuhüper hier klicken

 

Übungen und Überlegungen zum angstfreien Umgang mit kritischen Fragen

Wer seinen Hof der Öffentlichkeit öffnet, begegnet oft schwierigem Halbwissen und gesellschaftlichen Vorwürfen, die mit dem eigenen Betrieb so gut wie nichts zu tun haben.

Jeder hat heutzutage die Möglichkeit in den Informationsfluten des Internets zu recherchieren und findet seine persönlichen Argumente in Social-Media-Kanälen. Kommt es dann zu einer Begegnung, formulieren die Gäste häufig kritische Fragen und lösen in uns manchmal Angst und Rechtfertigungsdruck aus.

In diesem Workshop untersuchten die Teilnehmenden solche Fragen und entwickelten Strategien, wie sie ihnen guten Gewissens begegnen können.

Dazu tauschten sich die Teilnehmenden gemeinsam mit dem Dozenten dazu aus, welche kritischen Fragen ihnen bereits begegnet sind – und wie sie darauf reagiert haben.

Olaf Keser-Wagner, Erfahrungsfeld Bauernhof, 81245 München

Website: hier klicken

Klima und Lernort Bauernhof – Praxisarbeit und Positionen

In diesem Workshop stellte Anja Pötting  konkrete klimaorientierte Hoferkundungen vor: Die SchülerInnen nehmen ihren Alltag unter die Lupe und schauen genauer hin. Sie öffnen die Brotdosen und erarbeiten die Herkunft, Verpackung und Verarbeitung von verschiedenen Lebensmitteln. Was bedeutet eigentlich „regional und saisonal“?

Welche Bedeutung haben diese Begriffe für unser Klima? Die Solidarische Landwirtschaft bietet die Möglichkeit auch beim Anbau und der Ernte von biologischem Gemüse Erfahrungen zu sammeln. So werden begleitend zum Biologie-, Hauswirtschafts-, und Gesellschaftslehre-unterricht, praktische Erfahrungen gesammelt.

Wie positioniere ich mich als Landwirt*in?
Lena Heilmann, ANU Hessen, 36211 Alheim
Der Workshop lud die Teilnehmenden zu einer persönlichen Standortbestimmung zum Thema Landwirtschaft und Klima ein. Anhand von Impulsen entstanden Ideen, wie das Thema mit Besuchergruppen aufgegriffen werden kann.

Klima- und Ernährung für 7.-10. Klassen
Anja Pötting, Vaußhof, 33154 Salzkotten-Scharmede

Erlebnis- und Lernort Fischkutter

Das Projekt „Lernort Fischkutter“ möchte Schülerinnen und Schüler stärker über die Fischwirtschaft der niedersächsischen Nordseeküste informieren und ein stimmiges, vernetztes Bildungsangebot vor Ort schaffen. Dafür werden Orte der Begegnung und Bildung in der Fischwirtschaft identifiziert und zu außerschulischen Lernorten ausgebaut. Das Konzept für den Lernort Fischkutter wurde auf Grundlage des Bildungskonzeptes Regionales Lernen 21+2 entwickelt.
Der Lernort Fischkutter wird im Rahmen einer Kutterfahrt von den Schülern erkundet. Die Fangfahrt mit einem Fischkutter bietet einen praxisnahen Einblick in die Küstenfischerei. Sie ermöglicht originale Begegnungen durch direkten Kontakt zu den Fischern und zu Meerestieren, die beobachtet oder untersucht werden. Dieses ganzheitliche Erlebnis erlaubt eine Identifikation mit den zu erarbeitenden Themen und eine langfristige Festigung der Lerninhalte.
Der Workshop zeigte Beispiele für regionales Lernen an den außergewöhnlichen Lernorten Fischkutter und Fischereihafen für die Klassen 5-8. Zwar konnten die Teilnehmenden nicht direkt vor Ort sein, doch die Stationsarbeiten konnten auch in der Akademie getestet werden. An Stationen konnten die Teilnehmenden handlungsorientierte Lernspiele zu den Themen Fischarten, Fischfang, Verarbeitung und Fischerberuf testen.
Je nach Wunsch der Teilnehmenden schloss sich eine Ideen-/Arbeitsphase an, bei der Konzepte für die Übertragung auf die eigene Region in der Fischwirtschaft erarbeitet wurden.

Annemarie Castillo, Kompetenzzentrum Regionales Lernen, Universität Vechta, 49377 Vechta

Informationen zum Lernort Fischkutter hier klicken