Kulturlandschaft: Ein Thema für den Lernort Bauernhof

Das Oldenburger Münsterland (Landkreise Vechta und Cloppenburg) als agrarische Intensivregion ist von der Tierhaltung und den zugehörigen vor- und nachgelagerten Bereichen stark geprägt.
Der Workshop beleuchtete die damit einhergehende Flächennutzung und Landschaftsentwicklung. Die Exkursion zum Betrieb Göttke-Krogmann
Führte die Teilnehmenden zu einem Lernstandort, zu einem landwirtschaftlichen Betrieb mit extensiver Rinderhaltung, auf dem historische Kulturlandschaft erlebt und erfahren werden kann. Die Teilnehmenden bekamen Eindrücke von der modernen agrarisch geprägten Kulturlandschaft. Vor Ort wurden Beispiele des Bildungsprogramms auf dem Lernstandort vorgestellt.

Dr. Gabi Diersen, AGRELA e.V., 49451 Holdorf
Infos zur Kulturlandschaft hier klicken
Jürgen Göttke-Krogmann, Landwirtschaftsbetrieb, 49393 Lohne-Kroge

Woher kommt mein Frühstücksei? Eine Exkursion zum “Eierbauern”

Die Exkursionen der Bundestagungen zeichnen sich durch ihren hohen Praxisbezu gaus. Wie das in der praktischen Arbeit aussehen kann, das erfuhren die Teilnehmenden an einer der Exkursionen. So fuhr eine Gruppe zum Hof von Bauer Jürgen Herzog in Lohne. Ein klassischer bäuerlicher Betrieb – auf den ersten Blick. „Woher kommt mein Frühstücksei?“ Dieser Frage ging Bauer Jürgen Herzog mit 20 Teilnehmenden nach. „Das mache ich auch alles mit den Schülerinnen und Schülern die uns besuchen“, antwortet Jürgen Herzog auf die Frage, ob die Gruppe jetzt einen „Extrablick“ in den Stall bekäme. Jürgen Herzog ist Bauer mit Leib und Seele. Norddeutsch direkt und klar in der Ansage.

11.400 Eier sortiert Jürgen Herzog hier jeden Tag – mit familiärer Unterstützung. 12.000 Hühner leben im Stall nebenan. Jürgen Herzog erklärt: das Ei, wie groß und vor allem wie schwer es sein darf für die Vermarktung, er beschriebt das Huhn am lebenden Objekt, und zeigt auch ein totes Huhn: „Tod gehört auf dem Hof zum Leben dazu“ sagt er und fügt hinzu, „das passiert nun mal“ und das sollen auch die Schülerinnen und Schüler wissen. Hinter der Stalltür begrüßen die Hühner neugierig ihre Besucher. Neugier auf beiden Seiten. Erstaunt sind die Besucher: keines der Bilder im Kopf der Gäste deckt sich mit dem, was sie sehen. Gepflegte, saubere, gesunde Tiere. Bauer Herzog erklärt, wie das so funktioniert im Hühnerstall: Hierarchien, Abläufe, Fütterung, Eiablage – und was passiert, wenn die Hühner „alt“ sind und nicht mehr genug Eier legen. Wenn die Legekapazität unter 60 Prozent fällt, sei es nicht mehr wirtschaftlich. Dann werden die Hühner ausgetauscht. Die Hühner, die die Teilnehmenden jetzt sehen, werden in einigen Monaten geschlachtet werden. „So etwas sollen auch die Kinder wissen“, sagt Herzog. Das gehöre dazu, wenn man wissen will „woher kommt das Frühstücksei“. Hier können sich Schülerinnen und Schüler eine Meinung bilden. Jürgen Herzog sagt nicht, ob die eine oder andere Haltungsmethode besser ist. Er zeigt nur das, was und wie er es macht. Ein Lernort Bauernhof eben. Die Teilnehmenden der Bundestagung Lernort Bauernhof nehmen aus allen Workshops, Exkursionen und Vorträgen praktische Impulse für ihre Arbeit mit. Aus den Vorträgen gewinnen sie starke Argumente für ihre Arbeit auf dem Lernort Bauernhof. Sie erfahren, dass sie schon ein bedeutender Teil der Transformation sind oder wie sie es werden können.

Esther Barth, AGRELA e.V., 49451 Holdorf zur Website

Jürgen Herzog, Landwirtschaftsbetrieb, 49393 Lohne

Naturbegegnung: sinnlich, künstlerisch, vergänglich

Farben und Formen gibt es in der Natur in Hülle und Fülle. Auch für die Kunst ist Farbe und Form ein wichtiges Kriterium. In einer einfachen, grundlegenden Wahrnehmungs- und Gestaltungsübung in der Gruppe erkundeten die Teilnehmenden gemeinsam mit Werner Henkel von NaturArt ein der Exkursion zum Betrieb Bahlmann die künstlerische Qualität der Naturmaterialien. In einem weiteren Schritt war ein künstlerisches Motiv Anlass für die individuelle Gestaltung mit natürlichen Materialien.

Werner Henkel, NaturArte, 28205 Bremen Website

 

Inklusion auf dem Lernort Bauernhof – Beispiele aus der Praxis

Mit den Lehrern dieselbe Sprache sprechen – die richtigen Begriffe verwenden – Teilnehmende im Workshop lernten u.a. die unterschiedlichen Förderschwerpunkte kurz kennen und ordneten den aktuellen Stand von Inklusion ein.
Im Hauptteil der Workshops wurden Beispiele aus der Praxis eines Lernort Bauernhof vorgestellt. Die Teilnehmenden gingen gemeinsam mit den Dozentinnen verschiedensten Fragen nach. Beispielsweise: Was ist bei den unterschiedlichen Förderschwerpunkten zu beachten? Welche Methoden sind besonders geeignet? Was ist bei den Gruppengrößen zu beachten?

Die Dozentinnen berichteten aus ihrem Alltag mit Förderschul- und inklusiven Klassen.
Inklusive Erlebnis- und Lernmöglichkeiten in der Natur
Kerstin Emonds, EUROPARC Deutschland e.V., 10717 Berlin
Mit Fachkenntnis kommunizieren – mit Augenmaß handeln: Beispiele aus der Praxis
Claudia Greshake, Gut Hixholz, 42551 Velbert

Tagungsbeitrag Claudia Greshake

Tagungsbeitrag Kerstin Emonds

Die Boerderijschool – Grenzen überschreiten International lernen auf dem Bauernhof

Der Lernort Bauernhof bietet viele Möglichkeiten für individuelle Entwicklung und Potenzialentfaltung und viele Möglichkeiten und Anregungen für Verbundenheit.

Auf dem Lernort Bauernhof werden Kinder mehr mit sich selbst, dem Anderen, der Natur, der Umwelt und dem Leben verbunden. „Es gibt mehr Verbindungen im Gehirn“, davon ist Ronald Heusschen von der Boerderijschool in den Niederlanden überzugt. Kinder und Erwachsene verbinden auf dem Lernort Bauernhof Kopf, Herz und Hände beim Lernen. Schulen verbinden sich über einen längeren Zeitraum mit einem Bauernhof. Die Boerderijschool schafft Verbindungen zwischen Dorf oder Stadt und Land. Sie schafft Verbindungen zwischen Eltern und Großeltern und Schule und Bauernhof. Die Boerderijschool verbindet die Grundschulbindung mit der Landwirtschaft.

Die Boerderijschool

 

Der Schulbauernhof – von der Idee bis zur Umsetzung

Vortrag von Mirja Ackermann und Markus Bohle

Auf dem Zwergehof wird seit vielen Jahren Landwirtschaft betrieben. Mit Schweinen, Schafen, Geflügel, Ziegen, einem Hund und verschiedenen Kleintieren. Für die Versorgung der Tiere, aber auch um die Erzeugnisse zu verkaufen, werden auf ca. 25 ha Fläche Getreide und Ackerbohnen angebaut. Seit Juli 2018 ein Biolandhof. Der Zwergenhof ist ein Ort zum Mitmachen, Mitgestalten, Anpacken und Erleben. Zwischen Schweinen, Hühnern, Schafen, Ziegen, einem Gemüsegarten und vielem mehr, können Kinder und Jugendliche Zusammenhänge erlernen, die in der heutigen Zeit aus Ihrem Blickwinkel verschwunden sind.

In ihrem Vortrag gingen Mirja Ackermann und Markus Bohle der Frage nach, wie Interessierte Landwirtinnen und Landwirte beginnen können. Die Entwicklung eines landwirtschaftlichen Betriebs zu einem Lernort Bauernhof – „wie geht das?“

Im Vortrag ging es um die Idee bis zur Umsetzung, um grundlegende Überlegungen, Hürden, Finanzierung, Genehmigungen und Geschäftsmodelle.

BAGLoB für globales Lernen und Bildung für nachhaltige Entwicklung auf den Bauernhof ausgezeichnet

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Ausgezeichneter Beitrag zur positiven gesellschaftlichen Veränderung

[/mk_title_box][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column][vc_column_text css=”.vc_custom_1587377909421{margin-bottom: 0px !important;}”]Kinder, Jugendliche und Erwachsene erfahren auf dem Lernort Bauernhof die lokalen, regionalen und globalen Zusammenhänge von Gesellschaft und Landwirtschaft. Die Arbeit und die Aktivitäten der Bundesarbeitsgemeinschaft wurden im März 2020 als ausgezeichnetes Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt gewürdigt.

Vorbildliche Ideen und Beispiele

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und die Deutsche UNESCO-Kommission (DUK) zeichnen Initiativen aus, die Bildung für nachhaltige Entwicklung ins Zentrum ihrer Arbeit stellen. Ausgezeichnet werden vorbildliche Ideen und Beispiele, wie Bildung für nachhaltige Entwicklung vermittelt werden kann.

Die deutsche UN-Dekade Biologische Vielfalt wird im Auftrag von und in enger Zusammenarbeit mit dem Bundesumweltministerium (BMU) und dem Bundesamt für Naturschutz (BfN) von der Geschäftsstelle der UN-Dekade umgesetzt.

Allen Menschen Bildungschancen zu eröffnen

Dr. Marie Bludau, Referentin für Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) im Niedersächsischen Kultusministerium überreichte diese Auszeichnung für die BAGLoB im Rahmen der Bundestagung Lernort Bauernhof 2020: „Die Bundesarbeitsgemeinschaft Lernort Bauernhof e. V. teilt die Vision, allen Menschen Bildungschancen zu eröffnen, die es ermöglichen, sich Wissen und Werte anzueignen sowie Verhaltensweisen und Lebensstile zu erlernen, die für eine positive gesellschaftliche Veränderung und eine lebenswerte Zukunft erforderlich sind. Der Verein vernetzt die vielfältigen Aktivitäten zum Lernen auf dem Bauernhof bundesweit, er informiert, berät, organisiert Fortbildungen und beteiligt sich – auch international – an der wissenschaftlichen Weiterentwicklung des Lernens auf dem Bauernhof“, zitierte Dr. Bludau aus der Laudatio.

Zusammenhänge zwischen biologischer Vielfalt und Landwirtschaft erleben

Was wächst da eigentlich im Blühstreifen am Feldrand? Woher kommen die Kartoffelkäfer? Was sind alte Sorten und worin besteht der Unterschied zwischen samenfesten und Hybridsorten? Auf dem Lernort Bauernhof können junge Menschen vielfältige Zusammenhänge zwischen biologischer Vielfalt und Landwirtschaft erleben und erfahren. Dabei geht es u.a. um die Art und Weise bzw. Intensität der landwirtschaftlichen Produktion, die die lokale Biodiversität erheblich beeinflusst. Landwirtschaftlich genutzte Flächen sind Lebensräume zahlreicher wildlebender Tier- und Pflanzenarten. Organismen im Boden erfüllen bedeutende Funktionen für den Erhalt der Bodenfruchtbarkeit und die landwirtschaftliche Ertragsfähigkeit.

Hautnah mit den Zusammenhängen auseinanderzusetzen

Nicht nur auf lokaler Ebene, sondern auch im globalen Maßstab zeigt sich, dass Landwirtschaft eine besondere Verantwortung für den Erhalt und den Schutz der biologischen Vielfalt trägt: so haben landwirtschaftliche Aktivitäten einen großen Einfluss auf den anthropogenen Klimawandel, welcher wiederum einer der Hauptverursacher für globale Biodiversitätsverluste ist. Globales Lernen und Bildung für nachhaltige Entwicklung auf einem Bauernhof ermöglichen jungen Menschen, sich hautnah mit den Zusammenhängen zwischen mit Landwirtschaft, Biodiversität und Umweltschutz auseinanderzusetzen und legen die Grundlage, sich selbst für den Schutz der natürlichen Ressourcen und eine lebenswerte Umwelt für zukünftige Generationen einzusetzen.

Wertschätzung für alle Lernorte Bauernhof

So überreichte Dr. Marie Bludau, Referentin für Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) im Niedersächsischen Kultusministerium den Preis für „Ausgezeichnete Projekte und Beiträge der UN-Dekade Biologische Vielfalt“ an Hans-Joachim Meyer zum Felde (Vorsitzender der BAGLoB) und Heike Delling (stellv. Vorsitzende der BAGLoB). „Die BAGLoB e.V. bildet den Rahmen, koordiniert das Netzwerk und fördert die Bildungsarbeit“, sagt Hans-Joachim Meyer zum Felde. Diese Auszeichnung bekomme die BAGLoB, weil die Lernorte eine bedeutende Arbeit im Sinne der Bildung für Nachhaltige Entwicklung leisteten. Somit sei diese Auszeichnung eine Wertschätzung für alle Lernorte, so der Vorsitzende.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column][vc_gallery interval=”3″ images=”3880,3855,3854,3853″ img_size=”medium”][/vc_column][/vc_row]